Gedenktag: 13. Juni

Antonius von Padua: Der Prediger

Veröffentlicht am 13.06.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Seine Statue fehlt in kaum einer Kirche und wohl jeder hat ihn schon einmal um Hilfe angerufen: Der Franziskaner Antonius von Padua gehört zu den beliebtesten Heiligen. Der 13. Juni ist sein Gedenktag.

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Eines ist klar: Heilige sind außergewöhnliche Personen. Aber unter den Heiligen ist Antonius von Padua besonders herausragend. Der Franziskaner wurde zeitweise sogar mehr verehrt als etwa der Gründer seines eigenen Ordens, Franz von Assisi. Schon elf Monate nach seinem Tod wurde Antonius nach dem schnellsten Heiligsprechungsprozess der Geschichte zur Ehren der Altäre erhoben. Und er gehört zu den Kirchenlehrern obwohl es kaum zusammenhängende Schriften von ihm gibt. Aber der Reihe nach:

Als Fernandez Martins de Bulhoes wurde Antonius von Padua in Lissabon geboren, wahrscheinlich um das Jahr 1195. Er stammte aus einer reichen Adelsfamilie und bekam eine gute religiöse Ausbildung bevor er 1212 den Augustiner-Chorherren beitrat. Als junger Priester in Coimbra war er im Jahr 1220 tief beeindruckt von dem Glaubenszeugnis von fünf in Marokko ermordeten Franziskanermissionaren. Noch im selben Jahr wurde er Franziskaner, nahm den Namen Antonius an – nach dem Wüstenvater und Einsiedler – und brach nach Marokko auf. In Afrika erkranke er jedoch so schwer, dass er monatelang ans Bett gefesselt war und schließlich unverrichteter Dinge nach Europa zurückkehren musste.

Bild: ©picture alliance/akg-images/André Held

Das Gemälde "Der heilige Antonius" von Franciso Zurbaran zeigt den Bußprediger (1195-1231) mit dem strahlenden Jesuskind im Arm.

Auf dem Weg nach Portugal verschlug es Antonius durch einen Sturm nach Sizilien. So gelangte er nach Assisi, wo gerade das zweite Generalkapitel seines Ordens tagte. Hier konnte er endlich Franziskus (1181/82-1226) persönlich kennenlernte. Den Brüdern fiel die außergewöhnliche Redebegabung des Antonius auf und er wurde Prediger in Norditalien. Bald war er so beliebt, dass die Kirchen überfüllt waren und er auf Wiesen und großen Plätzen predigen musste. Mit seiner scharfen Zunge sollte er gegen die Irrlehren der Katharer, Albigenser und Waldenser anpredigen. Das tat Antonius wohl auf ganz eigene Weise: Auffällig ist in den erhaltenen Entwürfen zu seinen Predigten ("Sermones"), dass sich dort keine Argumentationen oder Polemiken gegen Ketzer finden. Vielmehr nutze er anschauliche Bilder, um die Glaubenswahrheiten zu erklären und sprach in seinen hinreißenden Predigten allgemeine Mahnungen aus.

Studienleiter und Bußprediger

Franz von Assisi ernannte Antonius 1224 zum theologischen Lehrer der Franziskaner, wodurch es ihn für ein Jahr an die Universität von Bologna verschlug. Dann brach er zur Predigtreise nach Südfrankreich auf, wo er bis 1227 blieb. Nach seiner Rückkehr nach Oberitalien wirkte Antonius noch drei Jahre als Ordensprovinzial in Padua, Bußprediger und Studienleiter. Geschwächt und ausgezehrt ob seiner Aufgaben und Reisen zog er sich 1230 auf ein Landgut bei Padua zurück. In der Krone eines Nussbaumes ließ er sich einen luftigen Sitz zimmern, Klarissen pflegten ihn. Bei den Klosterfrauen von Arcella starb er auch am 13. Juni 1231 – gerade einmal 36 Jahre alt.

Schon zu Antonius Lebzeiten entwickelten sich Legenden um ihn, etwa um seine Predigttätigkeit in Rimini an der Adriaküste. Dort wollten die Einwohner dem Prediger nicht zuhören, bis sie merkten, dass dieser den Fischen im Meer predigte und die seinen Worten lauschten. Ein Kaufmann, der keine Argumente für die Realpräsenz von Christus in Brot und Wein hören wollte, fütterte während einer Prozession demonstrativ seinen Esel. Als das Tier vor dem Allerheiligsten niederkniete und den Kopf neigte, wurde auch dieser Bürger bekehrt. Die Fischpredigt wurde ein beliebtes Bild in der Kunst, bis es ab dem 16. Jahrhundert durch Darstellungen des Heiligen mit dem Jesuskind oder einer Lilie (als Zeichen der Reinheit) etwas verdrängt wurde. Auch die Darstellungen mit Jesus gehen auf eine Legende zurück: Ein gastgebender Graf soll den Heiligen des Nachts mit dem strahlenden Jesuskind im Arm vorgefunden haben.

Bild: ©Renáta Sedmáková/Fotolia.com

Der heilige Antonius von Padua (1195-1231) heilt einen jungen Mann, der sich das Bein abgeschnitten hat.

Antoniusstatuen stehen bis heute in fast jedem Gotteshaus. In Italien war er jahrhundertelang der beliebteste Heilige – und bekommt erst seit den 1960er Jahren Konkurrenz von Padre Pio, dessen Grab jährlich noch mehr Menschen besuchen sollen. In Padua wird die Basilica di Sant’Antonio schlicht "il santo" ("der Heilige") genannt, schließlich kann es sich nur um den wichtigsten Heiligen des Landes handeln. Dort können die sterblichen Überreste des Antonius aus nächster Nähe besichtigt werden: In einem riesigen goldenen Reliquiar aus dem Jahr 1436 wird in der Reliquien-Kapelle der Basilika die unversehrte Zunge des Bußpredigers verwahrt. Im Jahr 1946 nahm Papst Pius XII. den Heiligen in den Kreis der Kirchenlehrer auf.

In vielen Ländern wird der heilige Antonius zum Wiederfinden verlorener Sachen angerufen. Die Legende dazu besagt, dass ein Novize, der den Orden verlassen wollte, als "Erinnerungsstück" den Psalter des Antonius stahl. Auf dem Weg aus Padua habe er eine schreckliche Erscheinung gesehen und daraufhin das Buch zurückgebracht. In Bayern hat sich wegen des Patrons der verlorenen Dinge der Name "Schlampertoni" entwickelt. Im spanischen Sprachraum wird Antonius eher angerufen, um einen Ehepartner zu finden. Seit einigen Jahren werden zu diesem Zweck sogar Singlewallfahrten nach Padua angeboten.

Von Agathe Lukassek

Gedenktag: 13. Juni

Patron von Padua, Lissabon, Paderborn, Hildesheim; der Armen und Sozialarbeiter, der Liebenden und der Ehe, der Frauen und Kinder, der Bäcker, Bergleute, Reisenden, Schweinehirten, der Pferde und Esel; gegen Unfruchtbarkeit, teuflische Mächte, Fieber, Pest und Viehkrankheiten; bei Schiffbruch und in Kriegsnöten; für Wiederauffinden verlorener Gegenstände, gute Entbindung und eine gute Ernte

Das Portrait erschien erstmals im Jahr 2017.