Ein satirischer Wochenrückblick von Alexander Brüggemann

Feiertagsalarm - und Bimbes für alle

Veröffentlicht am 24.06.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Ein satirischer Wochenrückblick von Alexander Brüggemann

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Na, wie war die Ultralang-Woche? Also ich meine so ganz ohne Feiertag? Fünf Tage am Stück arbeiten – huiuiui … Kein Vatertag, kein Pfingsten, kein Wieheißtdasnochmal. Am Vorabend von Fronleichnam – ja, so war der Name! - war in Bonn-City Alkohol-Alarm. An der Hofgartenwiese, wo einst rund 300.000 Menschen gegen Helmut Kohl und den Nato-Doppelbeschluss demonstrierten, Schnapsleichen. Junge Leute, die damals noch längst nicht geboren waren: gleich mehrere völlig betrunken, unfähig zu stehen. Immerhin: Ein Polizeiaufgebot fast wie damals.

Der Gedanke klebt am Frontallappen: All die folgenden postkirchlichen Feiertage bitte bundesweit abschaffen: Karfreitag (oder "Car-Freitag", der für Raser und Autoschrauber die Saison der illegalen Straßenrennen und des Schweinebauchgrillens einläutet); Ostermontag (Hasenfest II mit Bruce-Willis- und Splatterfilmen auf allen Kanälen); Christi Himmelfahrt (für junge Nichtväter und Astronauten), Pfingstmontag ("zu Pfingsten sind die Geschenke am geringsten"), Fronleichnam ("Happy Kadaver!"). Gerne auch den Reformationstag 2017; und Allerheiligen (respektive den Tag nach Halloween). In Bayern bitte noch Dreikönig (Monarchie ist eh abgeschafft) und Mariä Himmelfahrt (Astronautinnenfest). Dazu staatlich: 1. Mai (unser Nazi-Fest) und den 3. Oktober ("Einheizparty").

Stattdessen: Der deutsche Homo sapiens und Homo erectus - vor allem letzterer - gehen arbeiten oder stempeln. Auch all jene, die es bislang nur darauf abgesehen haben, in der bezahlten Freizeit gegen den vermeintlichen Scheiß-Staat zu demonstrieren, kampfzugrillen inklusive Druckbetankung, ins liberalprotestantische Westholland zu pilgern oder im Ruhrgebiet verbotene Straßenrasereien mit Todesfolge zu veranstalten. Und, nicht zu vergessen, auf die Kirche zu schimpfen.

Kampf dem Feiertagsschmarotzertum - Christen gehen arbeiten (und dann womöglich abends zum Gottesdienst). Hinein zum 1. Mai! Wir drehen den Faulenzern die lange Nase und steigern das Bruttosozialprodukt. Vorschlag zur Güte: den Mindesturlaubsanspruch für alle um drei, vier Tage verlängern. Das erspart uns übrigens auch die gesellschaftliche Debatte um muslimische, buddhistische, Jedi-, Scientology- oder Spaghettikirchen-Feiertage.

Und was war noch? Eine Woche Götterdämmerung! Erst die späten Kohl-Porträts, in denen "Verräter" das meistbenutzte Wort des Einheitskanzlers war. Dann unwürdige Zankereien  innerhalb der Familie und mit der Partei (der einst zweiten Familie). Viktor Orban, ein Merkel-Feind, solle statt Merkel reden, meinte Witwe Maike Kohl-Richter.

Boris Becker? Bankrott. Anthony Modeste? Nach China. Messi , Mourinho, Cristiano Ronaldo? Steuerhinterzieher. Und weil der Verein das nicht gescheit abgewiegelt hat, ist CR7 nun beleidigt und will weg von Real. Ablöse: eine Milliarde Euro, vielleicht. Und Lewandowski will dafür (trotz Vertrags bis 2021) von den Bayern weg, weil die ihn am letzten Spieltag nicht genug für die Torjägerkanone unterstützt haben. Die bekam dann Aubameyang. Und der will auch weg: nach Mailand, China oder Paris. Ist hier womöglich etwas leicht überhitzt?

Von Alexander Brüggemann