Australiens Fleischindustrie zeigt "göttlichen" Werbespot

Treffen sich Jesus, Zeus und Ganesha zur Grillparty

Veröffentlicht am 05.09.2017 um 15:01 Uhr – Lesedauer: 
Buntes

Bonn/Sydney ‐ Jesus verwandelt Wein in Wasser, Aphrodite kann sich vor "Tinder"-Nachrichten nicht retten: Dieser TV-Spot nimmt alle Weltreligionen aufs Korn. Bei einer Glaubensgemeinschaft kommt das jedoch nicht gut an.

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Dieser Werbespot kommt bei australischen Hindus nicht gut an: Mit einem "göttlichen" Werbespot will die australische Fleischindustrie Lust auf Lammfleisch machen. Der Film zeige, dass die meisten Menschen diese Fleischsorte essen könnten, "unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung", hieß es in der Kampagnenbeschreibung von "Meat & Livestock Australia" (MLA).  Nitin Vashisht, Sprecher der "Indischen Gesellschaft Westaustraliens", bezeichnete den Videoclip laut Medienberichten (Dienstag) jedoch als "taktlos" und forderte eine Entschuldigung von der Marketing-Gruppe.

Der Werbespot, der seit Montag in den Sozialen Netzwerken verbreitet wird, zeigt verschiedene religiöse Figuren, die beim gemeinsamen Grillfest Lammfleisch verspeisen. Neben Jesus, Zeus, Buddha und weiteren Protagonisten sitzt dabei auch die hinduistische Gottheit Ganesha am Tisch. Für Nitin Vashisht ein Affront. Ganesha sei schließlich Vegetarier und "wirklich ein Gott für uns". Der Elefantengott ist eine der wichtigsten Gottheiten im hinduistischen Pantheon. Jeder hinduistische Gottesdienst (Puja) beginnt mit Gebeten zu ihm. Die Gottheit in Menschengestalt mit dem Kopf eines Elefanten steht für Neuanfang, Weisheit und Intelligenz.

Moses trennt die Erbsen vom Fleisch

Im Spot werden auch andere Gottheiten aufs Korn genommen. So ist zu sehen, wie Jesus ein Glas Wein in Wasser verwandelt – "umgekehrtes Wunder", kommentiert die Figur. Währenddessen erhält Aphrodite im Sekundentakt Nachrichten einer Dating-App auf ihr Smartphone. Zudem trennt Moses mit einer Handbewegung die Erbsen von einem Stück Fleisch auf seinem Teller. Auch Atheisten sind im Werbefilm in Gestalt einer jungen Frau vertreten.

In einer Stellungnahme erklärte ein MLA-Manager, man habe mit der Kampagne niemanden beleidigen wollen. Die Szene der miteinander feiernden Gottheiten werbe vielmehr für Einigkeit und Integration: "Es wird gezeigt, dass Lammfleisch uns alle zusammenbringen kann – unabhängig von Glauben, Herkunft oder persönlichen Überzeugungen." Lammfleisch fällt in keiner der großen Weltreligionen unter ein Nahrungstabu. (kim/KNA)

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