Forschung im Namen des NS-Widerstandskämpfers

Neues Franz-Jägerstätter-Institut wird eröffnet

Veröffentlicht am 25.10.2017 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 
NS-Widerstand

Bonn/Linz ‐ Vor zehn Jahren wurde er seliggesprochen, heute wird in Linz ein neues Institut eröffnet, das seinen Namen trägt. Die Rede ist vom österreichischen NS-Widerstandskämpfer Franz Jägerstätter.

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Die Katholische Privatuniversität Linz eröffnet am heutigen Mittwoch das "Franz und Franziska Jägerstätter Institut". Das Institut wird sich vertiefend mit den Biographien des NS-Märtyrers Jägerstätter und seiner Frau Franziska beschäftigen, wie die Universität mitteilte. Weitere Schwerpunkte seien die Erforschung der noch nicht bekannten Zeugen des NS-Widerstands, die Friedensarbeit und die theologisch-ethische Diskussion von Zivilcourage und Gewissensentscheidungen. Die Errichtung des Instituts findet aus Anlass des zehnten Jahrestages der Seligsprechung Jägerstätters statt.

Verurteilt wegen "Wehrkraftzersetzung"

Franz Jägerstätter wurde 1907 in St. Radegund in Oberösterreich geboren. Seine tiefgläubige Frau Franziska, die er 1933 geheiratet hatte, stärkte Jägerstätter im Glauben, sodass sich bei ihm eine tiefe katholische Frömmigkeit entwickelte. 1938 soll ihn ein Traum vor dem sich anbahnenden Holocaust gewarnt haben. Dies machte ihn zu einem strikten Gegner des Nationalsozialismus. 1940 wurde Jägerstätter zur Wehrmacht einberufen, verweigerte den Kriegsdienst jedoch. Er erklärte öffentlich, dass ein gläubiger Katholik keinen Wehrdienst für den NS-Staat leisten könne. Im selben Jahr trat er in den Dritten Orden des heiligen Franziskus ein. Ein weiteres Mal verweigerte Jägerstätter im Jahr 1943 den Kriegsdienst. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tode verurteilt und am 9. August 1943 im Zuchthaus Brandenburg an der Havel hingerichtet.

Da Jägerstätter zunächst nicht als Widerstandskämpfer anerkannt war, wurde seiner Frau nach ablehnenden Bescheiden erst 1950 eine Witwenrente zuerkannt. Auch Teile der katholischen Kirche lehnten Jägerstätter aufgrund seiner Haltung zum Wehrdienst ab. Erst ab den 1960er-Jahren wurde die Person Jägerstätters und seine Haltung zum Nationalsozialismus verstärkt öffentlich gewürdigt. 1997 begann der Seligsprechungsprozess, unter Papst Benedikt XVI. erfolgte die kirchliche Anerkennung des Martyriums Jägerstätters. Am 26. Oktober wurde er im Linzer Mariendom seliggesprochen, sein liturgischer Gedenktag ist der 21. Mai. (tmg)