Zigarettenhersteller Reemtsma kritisiert den Papst
Für das Zigaretten-Aus im Vatikan hat das Hamburger Tabakunternehmen Reemtsma Papst Franziskus kritisiert. "Papst Franziskus ist mit seiner Zigaretten-Entscheidung ein PR-Coup gelungen, der ihm weltweit mediale Aufmerksamkeit beschert", heißt es in einem Meinungsstück, das am Mittwoch auf der Unternehmenshomepage veröffentlicht wurde. Dass der Papst sich jetzt noch zum "Chefeinkäufer" des Vatikan machen wolle, zeige, dass die Priorisierung des Pontifikats "wundersame Wege" gehe.
Papst Franziskus hatte in der vergangenen Woche entschieden, dass ab 2018 keine Zigaretten mehr im vatikanischen Supermarkt verkauft werden dürfen. Bislang konnten dort Staatsbürger und Angestellte des Vatikan günstig Zigaretten kaufen, da man keine Steuern bezahlen muss. Kardinäle genießen noch weitere Vergünstigungen. 500 Packungen Zigaretten stehen einem Kardinal monatlich steuerfrei zu, 200 davon mit 20 Prozent Rabatt. Der Vatikan galt deshalb bisher als "Raucherparadies". Das jetzt verkündete Zigaretten-Verbot wurde mit den Gesundheitsgefahren des Rauchens begründet.
Wasser predigen, Wein trinken
Das Gesundheitsargument lässt Reemtsma jedoch nicht gelten: Rund um den Petersplatz würden auch weiterhin Zigaretten vertrieben werden, "künftig kaufen also ehemals passionierte Duty-free-Raucher ein paar Meter weiter ihre Zigaretten". Zudem habe der Vatikan offenbar kein Problem damit, weiter Alkohol zu verkaufen. "Sie predigen Wasser – und trinken Wein." Die Welt habe größere Probleme als den Verkauf von Tabak, heißt es. Der Papst solle daher auf seiner To-do-Liste die wichtigen von den unwichtigen Punkten trennen, "um wieder mehr Überblick für das Wesentliche auf Erden zu bekommen".
Die Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH mit Sitz in Hamburg ist nach Philip Morris der zweitgrößte Anbieter auf dem deutschen Tabakmarkt. Das Unternehmen vertreibt bekannte Zigarettenmarken wie "West", "Gauloises" und "Ernte 23". In welcher Größenordnung die eigenen Produkte bislang im Vatikan verkauft wurden, konnte Reemtsma auf Nachfrage von katholisch.de nicht mitteilen. (tmg)
