Katalonien: Kirche verurteilt Unabhängigkeitsprozess

Die spanische Kirche hat den Unabhängigkeitsprozess in Katalonien scharf kritisiert. Die einseitige Unabhängigkeitserklärung der Region Mitte Oktober habe die Kirche "zutiefst traurig" gestimmt, sagte der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ricardo Blazquez am Montag.
Die bereits von Madrid abgesetzte katalanische Regionalregierung ließ am 1. Oktober ein vom Verfassungsgericht verbotenes Unabhängigkeitsreferendum durchführen. Nachdem dieses nicht von der spanischen Zentralregierung anerkannt wurde, rief Kataloniens bereits des Amtes enthobener Ministerpräsident Carles Puigdemont am 26. Oktober einseitig die Unabhängigkeit aus.
"Der Bruch der Verfassungsordnung, welche wir Spanier uns vor 40 Jahren gegeben haben, ist eine ernste und beunruhigende Tat gegen unser friedliches Zusammenleben, die über Unstimmigkeiten zwischen politischen Formationen hinausgeht", so Blazquez zu Beginn der Vollversammlung der Bischöfe.
Erzbischof Ricardo Blazquez Perez ist Bischof von Valladolid und seit März 2014 Vorsitzender der Spanischen Bischofskonferenz.
Der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz erinnerte daran, dass die Verfassung "als Ergebnis eines Konsenses" und als "Wunsch nach Versöhnung" geschaffen wurde. Eine Verfassung, die "ein dauerhafter und allgemeiner Rahmen für Freiheit und Respekt ist, in den wir alle passen". Blazquez hob zudem hervor, dass die Verfassung auch geändert werden könne, damit sie "immer aktuell sei".
In diesem Zusammenhang unterstütze die Bischofskonferenz die Maßnahmen der spanischen Zentralregierung zur Wiederherstellung der Verfassungsordnung. Spaniens konservativer Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte die Regionalregierung nach der illegalen Unabhängigkeitserklärung abgesetzt, die Region unter Zwangsverwaltung gestellt und für den 21. Dezember Neuwahlen in Katalonien ausgerufen.
Rund 42 Prozent der knapp 7,5 Millionen Katalanen wünschen sich aus sprachlichen, kulturellen, vor allem wirtschaftlichen Gründe die Loslösung von Spanien. Zahlreiche Mitglieder der ehemaligen Regionalregierung sitzen unter dem Vorwurf der Rebellion, zivilen Ungehorsams und Veruntreuung öffentlicher Gelder im Rahmen der Unabhängigkeitskampagnen in Untersuchungshaft.
Kataloniens ehemaliger Ministerpräsident Puigdemont und vier weitere Mitglieder seiner Regierung haben sich nach Belgien abgesetzt. Sie sehen sich einer politischen Verfolgung ausgesetzt. Spanien hat einen internationalen Haftbefehl für die Politiker ausgestellt. (rom/KNA)