Bischöfe und Verbände wollen mehr Einsatz gegen Genitalverstümmelung

Kirche fordert besseren Schutz für Frauen

Veröffentlicht am 23.11.2017 um 16:45 Uhr – Lesedauer: 
Frauen

Bonn ‐ In Deutschland ist es vor allem häusliche Gewalt, die viele Frauen gefährdet. Aber längst ist auch das Problem der Genitalverstümmelung hierzulande angekommen. Damit will sich die Kirche nicht abfinden.

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Die katholischen Bischöfe und Verbände haben sich zum Welttag gegen Gewalt an Frauen am Samstag für mehr Schutz ausgesprochen. "Die Kirche verurteilt jede Form von Gewalt gegen Frauen", sagte der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode, am Donnerstag in Bonn. Weibliche Genitalverstümmelung sei Ausdruck von weltweit verbreiteter Diskriminierung und Gewalt gegen das weibliche Geschlecht, beklagte der Osnabrücker Bischof.

Weibliche Genitalverstümmelung sei eine Menschenrechtsverletzung. Sie müsse weltweit abgeschafft und geächtet werden. Im Zuge der internationalen Migrationsbewegungen werde die Verstümmelung auch zunehmend in Europa ein drängendes Problem, hieß es. "Geflüchtete Mädchen und Frauen brauchen besonderen Schutz, gezielte Beratung und geschlechtsspezifische Unterstützung", so Bode.

Personen aus Risikogruppen sollen den Angaben zufolge über die juristische Lage und Hilfsangebote in Deutschland, sowie medizinische Fakten zur Genitalverstümmelung informiert werden. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen von Genitalverstümmelung betroffen. In Deutschland leben laut Bundesministeriums für Familie und Frauen knapp 50.000 von genitalverstümmelte Frauen.

Zwangsverheiratet mit elf Jahren

Das Hilfswerk missio und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) weisen speziell auf Probleme in Burkina Faso hin. Dort werden den Angaben zufolge jährlich tausende Mädchen zwangsverheiratet, manche schon im Alter von elf oder zwölf Jahren. Frauen werden den Angaben zufolge dort teilweise der sogenannten Hexerei verdächtigt und müssen aus ihren Heimatorten fliehen. Trotz gesetzlichen Verbots sei Genitalverstümmelung verbreitet und die Müttersterblichkeit sei eine der höchsten der Welt.

Linktipp: Hilfe für "Hexen" und Zwangsverheiratete

Genitalverstümmelung, Kinderehen und die Beschuldigung der Hexerei drohen Frauen in Burkina Faso. Missio-Präsident Krämer berichtet zum Start des Monats der Weltmission über die Arbeit der Kirche in dem Land. (Interview von Oktober 2017)

Die evangelische Diakonie kritisierte, dass immer häufiger von Gewalt betroffene Frauen in Deutschland keinen Schutz in Frauenhäusern finden. "Nicht nur in Ballungsgebieten ist die Suche nach einem freien Platz geradezu aussichtslos", sagte der Vorstand Sozialpolitik, Maria Loheide. Auch im ländlichen Raum habe sich die Versorgungssituation drastisch verschlechtert. Das sei kein neues Problem. "Der Bund muss endlich die Initiative ergreifen und mit Länder und Kommunen für tragfähige Lösungen sorgen", forderte Loheide.

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) verlangte effektivere Maßnahmen zum Schutz für von Gewalt betroffene Frauen. Die Bekämpfung jeder Form von körperlicher, sexueller oder seelischer Gewalt müsse im Vordergrund stehen und auch rechtlich geahndet werden, hieß es. "Es ist notwendig, die Interessen und Lebenssituation der betroffenen Frauen zu betrachten, ihnen mehr Schutz und Rechte zukommen zu lassen und sie zu stärken", erklärt KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth.

Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) verwies auf das Fehlen von Plätzen in Frauenhäusern, so dass immer wieder Frauen nicht aufgenommen werden könnten. "Zunehmend ist es für Frauen, die Zuflucht gefunden haben, schwierig, anschließend eine geeignete Wohnung zu finden", so der SkF weiter. (KNA)