Ein Rekord zeichnet sich ab

Der bisherige Spendenrekord stammt aus dem Vorjahr, in dem unter anderem die Hochwasserkatastrophe in Deutschland zu beklagen war. 2013 ließen die Deutschen nach Berechnungen des Spendenrats rund 4,7 Milliarden Euro für den guten Zweck springen.
Der Verein ermittelt die Summe auf Basis monatlicher Befragungen des Marktforschungsunternehmens GfK. Nicht berücksichtigt werden unter anderem Großspenden und Erbschaften. Für die ersten acht Monate 2014 hatte der Spendenrat bereits seine Hochrechnungen veröffentlicht. Privatleute stifteten demnach in dieser Zeit mehr als im Vergleichszeitraum 2013 - und bislang sei nicht erkennbar, dass dieser Trend einbreche, sagte Felser. Auch sie überrasche die Entwicklung. "Wir hatten dieses Jahr bisher keine herausstechende Katastrophe - trotz vieler, vieler Krisenherde."
Entscheidend ist die Weihnachtszeit
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) ist hingegen skeptischer, ob wirklich ein Rekord möglich ist. "Aus unserer Sicht wäre es sehr überraschend, wenn deutlich mehr Spenden hereinkämen als 2013", sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke. Das DZI ermittelt ebenfalls jährlich eine Spendenbilanz - unter anderem anhand der Einnahmen der größten Spendenorganisationen mit Spendensiegel. Die vom DZI berechnete Summe fällt meist höher als beim Spendenrat aus.
Ob die optimistische Prognose des Spendenrats eintritt, entscheidet sich erst in der Weihnachtszeit, in der die Deutschen als besonders spendabel gelten. Bis zu einem Viertel des Spendenvolumens kämen traditionell im Dezember zusammen, sagte Geschäftsführerin Felser.
Aktionen von Adveniat und "Brot für die Welt"
Beim Kinderhilfswerk Unicef machen die letzten beiden Monate des Jahres beispielsweise etwa ein Drittel des Jahresaufkommens aus. "Das geht natürlich auf unsere christliche Tradition der Nächstenliebe und Unterstützung zurück. Schon als Kinder haben wir gelernt, wie der Heilige Martin den Mantel teilt", sagte Sprecher Rudi Tarneden.
Auch die katholischen Hilfswerke rufen in der Weihnachtszeit besonders zu Spenden auf. Die Aktion des katholischen Hilfswerks Adveniat steht unter dem Motto "Ich will Zukunft" und hat in diesem Jahr besonders die Jugendlichen in Lateinamerika und der Karibik im Blickpunkt. Die evangelische Aktion "Brot für die Welt" hat keinen besonderen regionalen Schwerpunkt.
Eiswasser für den guten Zweck
Ob Rekord oder nicht: Ein anderer Trend für das Jahr 2014 ist unstrittig: Junge Deutsche sind für Spendenaktionen in sozialen Netzwerken deutlich empfänglicher als andere Bundesbürger. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sagte die Hälfte der 16- bis 33-Jährigen, dass sie gerne über das Internet von Spendenorganisationen angesprochen werden. In anderen Altersgruppen war die Zustimmung wesentlich geringer.
Auch für Aktionen in der Schule, an Universitäten, am Arbeitsplatz, bei Partys, Konzerten oder Sportveranstaltungen sind die Jüngeren erkennbar aufgeschlossener. "Sie sind offener für den persönlichen Kontakt", sagte YouGov-Vorstand Holger Geißler. Für wohltätige Organisationen sehe er darin die Chance, zukünftige Spender zu finden. Die Bereitschaft, etwas zu geben, sei groß - auch wenn noch nicht so viel Geld in der eigenen Tasche sei.
In der Studie wurden auch die Auswirkungen der " Ice Bucket Challenge " untersucht. Bei der Aktion schütteten sich im Jahr 2014 Promis ebenso wie Privatleute Kübel mit Eiswasser über den Kopf - und riefen in den per Internet verbreiteten Videos zu Spenden auf. Laut Umfrage konnte die Aktion bei den Jüngeren viel mehr Bekanntheit erreichen als bei den Älteren. In der Gruppe der Jungen in Ausbildung haben fast 95 Prozent davon gehört - und elf Prozent selbst mitgemacht. (dpa/kna/gho)