Anba Damian fordert Dialog statt Machteinsatz

Koptenbischof: Trump provoziert Palästinenser

Veröffentlicht am 12.12.2017 um 11:10 Uhr – Lesedauer: 
Bischof Anba Damian ist als Generalbischof der höchste Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland.
Bild: © KNA
Nahost

Düsseldorf  ‐ Donald Trump hat Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt. Was bedeutet das für Christen in muslimisch geprägten Ländern? Der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Damian befürchtet Schlimmes.

  • Teilen:

Der koptisch-orthodoxe Bischof für Deutschland, Anba Damian, hat die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch US-Präsident Donald Trumo als "reine Provokation für die Palästinenser" verurteilt. Statt sich mit Macht im Nahen Osten durchzusetzen, brauche es einen Dialog, sagte der Geistliche am Montagabend in Düsseldorf. "Das fehlt uns."

Der Bischof bekundete die Befürchtung, dass die Christen in Ägypten unter der Entscheidung Trumps zu leiden haben, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Wenn die Araber aufgrund dieses Beschlusses Aggressionen zeigen, drohe die Gefahr, dass die Kopten als "Blitzableiter" herhalten müssten. Denn die koptischen Christen würden von den Arabern mit dem Westen identifiziert.

Player wird geladen ...
Video: © Norbert Staudt

Bischof Anba Damian über die Gewalttaten gegen Kopten in Ägypten.

Damian beklagte zu wenig Unterstützung des Westens für die Kopten in Ägypten. Nach Anschlägen auf Kirchen gebe es von dort lediglich verbale Beileidsbekundungen, aber keine wirkliche Unterstützung. In seinem Heimatland herrsche inzwischen eine Art "Freitagsphobie" - also eine Furcht vor radikalislamischen Anschlägen nach dem Freitagsgebet. Er bekundete die Hoffnung, dass eines Tages jeder Mensch in Ägypten seine Religion frei wählen oder wechseln kann, "ohne dafür belohnt oder bestraft zu werden".

NRW-Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) erinnerte daran, dass das Christentum im Nahen Osten wurzelt. Die Rede vom christlichen Abendland suggeriere aber fälschlicherweise, dass das Christentum eine westliche Errungenschaft sei. "Christliche Werte sind für uns zu oft westliche Werte", sagte der Politiker. Er rief dazu auf, sich von einem Euro-Zentrismus zu lösen.

Damian sprach bei einem Podium zum Thema "Christen im Nahen Osten" in der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei. Die Kopten bilden in Ägypten die größte christliche Gemeinschaft. Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen 7 und 10 Millionen unter den rund 95 Millionen Bewohnern des Landes. In Deutschland gibt es acht koptische Gemeinden, zwei Bistümer und zwei Klöster. Sprecher ist der im ostwestfälischen Höxter residierende Damian, der nach eigenen Angaben rund 12.000 Kopten vertritt. (KNA)