Nikolaus-Knochen möglicherweise echt

Ein dem heiligen Nikolaus zugeordnetes Beckenknochen-Fragment ist möglicherweise authentisch. Laut der Onlinezeitung "Huffington Post" (Dienstag) konnten Forscher aus Oxford per Radiokarbon-Untersuchung nachweisen, dass der Knochen aus dem vierten Jahrhundert stammt – also aus jener Zeit, in der der historische Bischof Nikolaus tatsächlich lebte. Die Entdeckung ist laut den beteiligten Wissenschaftlern auch deshalb so besonders, weil sich Reliquien nur sehr selten der richtigen zeitlichen Epoche zuordnen ließen. Oxford-Professor Tom Higham sagte der Zeitung, dass lediglich eine von 20 Reliquien, die er untersuche, einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalte. Doch in diesem Fall decke sich die Datierung "perfekt mit dem für Nikolaus erwarteten Alter", so Higham.
Der historische Nikolaus war im vierten Jahrhundert Bischof von Myra in der Region Lykien (heute Demre in der Türkei). Italienische Seefahrer raubten der Überlieferung nach im Jahr 1087 seine Reliquien und brachten sie nach Bari in Süditalien. Dort ruhen die Gebeine bis zum heutigen Tag in der Krypta der Basilika San Nicola. Reliquienfragmente, die Nikolaus zugeordnet werden, liegen jedoch auch an anderen Orten – so etwa in der Kirche San Nicolo al Lido in Venedig. Der jetzt untersuchte Knochen wurde ursprünglich im französischen Lyon verehrt und befindet sich inzwischen im Besitz des katholischen Priesters und Reliquiensammlers Dennis O'Neill aus Chicago.
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Das Interesse der Oxford-Forscher an einer wissenschaftlichen Untersuchung stieg, nachdem bekannt wurde, dass es sich bei dem O'Neill-Knochen um das linke Schambein handelt. Bei den Bari-Gebeinen fehlt exakt dieser Teil des Beckenknochens. Das erhärtet laut den Wissenschaftlern den Verdacht, dass die unterschiedlichen Knochen zur selben Person gehören. Higham betonte, dass die Forscher als nächstes eine Untersuchung der Bari-Gebeine anstrebten. Dabei solle eine DNA-Übereinstimmung mit dem Schambein-Fragment überprüft werden. Auch wolle man das Geschlecht der Person, das Alter zum Zeitpunkt des Todes sowie die Herkunftsregion mittels neuester Analysetechnik feststellen. Eine endgültige Sicherheit, ob es sich tatsächlich um die Knochen von Nikolaus handle, könne es aus wissenschaftlicher Sicht jedoch nicht geben, betonte der Professor.
Jüngste Untersuchungen könnten dagegen sprechen: Erst Anfang Oktober hatten Archäologen in Demre einen möglichen Sensationsfund gemeldet. Die türkischen Forscher glauben, unterhalb einer antiken Kirche das tatsächliche Grab des heiligen Nikolaus entdeckt zu haben. Bei Bodenuntersuchungen seien Hohlräume entdeckt worden, in denen sich ein unberührter Schrein befinde. Die Wissenschaftler stellten nach ihrem Fund die These auf, dass im elften Jahrhundert die falschen Knochen nach Bari gebracht wurden; die dortigen Gebeine seien lediglich die eines anonymen Priesters aus Myra. Entsprechende Untersuchungen des Sarkophags stehen noch aus. (tmg)