Kölner Erzbischof predigt bei Vollversammlung in Ingolstadt

Kardinal Woelki warnt Bischöfe vor Machtstreben

Veröffentlicht am 20.02.2018 um 08:40 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Woelki warnt Bischöfe vor Machtstreben
Bild: © KNA
Vollversammlung

Ingolstadt ‐ Tag zwei der Vollversammlung in Ingolstadt: Im Gottesdienst am Morgen wandte sich der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki direkt an seine Mitbrüder - und forderte eine Absage an die Geltungssucht.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat die deutschen Bischöfe vor Machtstreben und Geltungssucht gewarnt. Eine Erneuerung ihres eigenen Lebens wie auch der Kirche insgesamt müsse mit einer Absage an "die Versuchung, selbst zu Herren der Kirche zu werden" und einer erneuten Hinwendung zu Gott beginnen, sagte Woelki am Dienstag bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Ingolstadt. "Wo Gott dagegen im Hintergrund belassen wird, erst recht, wo er verlassen wird, verfallen wir der Selbstsucht – auch als Kirche", so Woelki in einem Gottesdienst in der St.-Moritz-Kirche zu Beginn des zweiten Sitzungstages.

Wörtlich sagte Woelki weiter: "Deshalb heißt es mit Blick auf die Versuchung des Herrn für uns als Getaufte wie auch für die Kirche als Ganze, sich nicht verführen zu lassen durch Geltungssucht und Machstreben, sich nicht versuchen zu lassen, in dieser Welt glänzen zu wollen." Die österliche Bußzeit biete eine gute Gelegenheit, erneut umzukehren zu Gott, und das persönliche und kirchliche Leben allein in Gott zu verankern.

Als Christ den Versuchungen widerstehen

Ausgangspunkt von Woelkis Äußerungen war die Vaterunser-Bitte "Und führe uns nicht in Versuchung". Unabhängig davon, wie man diese Bitte übersetze, stelle sich die Frage, wie man als Christ der Versuchung widerstehen könne, sagte Woelki mit Blick auf die jüngste Debatte um die korrekte Übersetzung dieser Bitte. Wie Jesus damals müssten die Christen auch heute zur Umkehr bereit sein, um der Versuchung zu widerstehen. Jesus habe sich bei seiner Begegnung mit dem Teufel "durchgekämpft durch den schönen Schein, dass er mehr gelte, wenn er nur Gott absage und eigenmächtig sein Leben lebe". Weil er sich ganz an den Willen des Vaters hingegeben habe, habe er sich auch ganz den Menschen hingeben können, erklärte der Kölner Kardinal.

Woelki betonte, eine Kirche in der nicht Jesus Christus im Mittelpunkt stehe, sei "erbärmlich". Ihr Gemäuer zerbröckele, "wenn Christus nicht mehr der Bauherr ist, und wenn der Geist nicht den Mörtel bildet für die lebendigen Steine, aus denen sie sich aufbaut", zitierte er den französischen Theologen Henri de Lubac.

Die deutschen Bischöfe sind seit Montag in Ingolstadt zu ihrer Frühjahrvollversammlung zusammengetroffen. Hierbei beraten sie über den Umgang der Bistümer mit Geld und eine etwaige Zulassung evangelischer Partner zu Kommunion im Einzelfall. Weitere Schwerpunkte sind die bevorstehende Jugendsynode im Vatikan sowie das Verhältnis zu den Kirchen in Osteuropa. (tja)