In Berlin können Gläubige Gebetspatenschaften für Priester übernehmen

Adoptieren Sie einen Priester!

Veröffentlicht am 18.03.2018 um 12:55 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Berlin

Berlin ‐ Unter dem Motto "Adopt a Priest!" vermittelt das Erzbistum Berlin neuerdings Gebetspatenschaften für Geistliche. Im Interview spricht der Initiator, Diakon Thomas Marin, über den Hintergrund der Aktion.

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Das Gebet für neue geistliche Berufungen hat in der Kirche eine große Tradition. Im Erzbistum Berlin will man nun auch das Gebet für die bereits im Dienst stehenden Priester stärken – und das mit ungewöhnlichen Methoden. Das Päpstliche Werk für geistliche Berufe in der Erzdiözese bietet unter dem  Motto "Adopt a Priest!" neuerdings Gebetspatenschaften für Priester an. Initiator der Aktion ist Diakon Thomas Marin. Im Interview mit katholisch.de erklärt er, was er sich von "Adopt a Priest!" erhofft und wie sich die Gläubigen daran beteiligen können.

Frage: Herr Marin, wie sind Sie auf die Idee für die Aktion "Adopt a Priest!" gekommen?

Marin: Entstanden ist die Idee aus der Erkenntnis heraus, dass wir mit den althergebrachten Formen des Gebets für geistliche Berufungen und die im Dienst stehenden Geistlichen heute immer weniger Menschen erreichen. Entsprechende Gebetsgemeinschaften, wie es sie früher in vielen Pfarreien gab, gibt es heute kaum noch und wenn doch, sind sie stark überaltert. Insofern habe ich mir die Frage gestellt, wie wir das Gebet für die geistlichen Berufe in die Zukunft retten und wieder attraktiv machen können. Im Matthäusevangelium heißt es "Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden" – dies ist und bleibt eine zentrale Aufgabe für die ganze Kirche. Mit "Adopt a Priest!" wollen wir den Versuch unternehmen, diesem Gebet mit modernen Mitteln neuen Schwung zu geben.

Frage: Bei "Adopt a Priest!" geht es aber ja nicht nur um ein Gebet, sondern um eine Gebetspatenschaft; die Gläubigen sollen einen Priester "adoptieren". Das klingt erstmal ziemlich ungewöhnlich.

Marin: Neu ist diese Idee aber nicht.

Frage: Wer war Ihr Vorbild?

Marin: Die "Missionarinnen der Nächstenliebe" von Mutter Teresa. Dort gab es schon vor vielen Jahren sogenannte geistliche Adoptionen. Dabei hat jeweils eine Schwester einen Priester "adoptiert" und für ihn und seinen Dienst besonders gebetet. Ich fand diese Idee sehr gut und habe sie mit "Adopt a Priest!" deshalb gerne übernommen.

Linktipp

Weitere Informationen zur Aktion "Adopt a Priest!" finden Sie auf der Internetseite des Erzbistums Berlin. Dort können Sie sich auch für eine Gebetspatenschaft anmelden.

Frage: Anders als das Gebet für neue geistliche Berufungen geht es Ihnen bei "Adopt a Priest!" vor allem um diejenigen, die als Priester bereits ihrer Berufung folgen und im priesterlichen Dienst stehen. Warum hat diese Gruppe aus Ihrer Sicht ein begleitendes Gebet besonders nötig?

Marin: Priester sind heute vielfach herausgefordert: Zum einen müssen sie in Zeiten des Priestermangels und der Großpfarrei immer mehr Aufgaben übernehmen und erinnern dabei manchmal eher an Manager als an Seelsorger. Zum anderen muss man leider feststellen, dass der Respekt für Priester und ihre Lebensform auch in der Kirche deutlich gesunken ist. Es wird heute schneller mal über einen Pfarrer oder Kaplan gelästert, statt dass sein Dienst wertgeschätzt wird. Insofern geht es bei "Adopt a Priest!" vor allem um ein Zeichen der Solidarität mit den Priestern. Wir wollen diejenigen, die im sakramentalen Kern der Kirche ihren Dienst leisten, mit unserem Gebet unterstützen und begleiten.

Frage: Was müssen Gläubige tun, wenn sie eine Patenschaft für einen Priester übernehmen möchten?

Marin: Alle, die sich an der Aktion beteiligen möchten, können sich dafür bei mir anmelden. Das geht entweder per Post – wir haben an alle Pfarreien im Erzbistum entsprechende Flyer mit Rücksendekarten verschickt – oder über ein Kontaktformular auf der Internetseite des Erzbistums. Dort hinterlässt man einige persönliche Daten für die weitere Kommunikation. Außerdem können die Teilnehmer entscheiden, ob sie für einen Priester, den sie selbst bestimmen, beten möchten oder ob ich ihnen einen Priester zulosen soll.

Frage: Wie geht es danach weiter?

Marin: Jeder Teilnehmer bekommt von mir zu Beginn ein paar Kerninformationen über "seinen" Priester zugeschickt – natürlich den Namen des Priesters, aber auch seinen Einsatzort und seinen Weihejahrgang. Anschließend können die Gläubigen direkt mit dem Gebet beginnen. Auf welche Weise und in welcher Intensität jeder Teilnehmer dies tut, ist ihm selbst und seinen Möglichkeiten überlassen. Wichtig ist: Die Aktion ist auf ein Jahr begrenzt – mit der Gebetspatenschaft geht man also keine dauerhafte Verpflichtung ein.

Bild: ©privat

Diakon Thomas Marin vom Päpstlichen Werk für geistliche Berufe im Erzbistum Berlin hat die Aktion "Adopt a Priest!" initiiert.

Frage: Werden Sie die Teilnehmer in irgendeiner Form durch das Jahr begleiten?

Marin: Mein Plan ist es, in größeren Abständen eine E-Mail oder einen Brief mit Gebetsanregungen und weiteren Informationen zu verschicken. "Zumüllen" mit Material werde ich die Teilnehmer aber nicht.

Frage: Wie viele Gebetspatenschaften haben Sie bisher schon vermitteln können?

Marin: Momentan stehen wir bei 57 Patenschaften. Dafür, dass die Aktion gerade erst begonnen hat, ist das schon eine ziemlich gute Zahl. Aber natürlich hoffe ich, dass wir noch viele Gläubige für eine Teilnahme gewinnen können. Ich würde mich freuen, wenn wir mindestens die Zahl von 412 Teilnehmern erreichen – das wären 0,1 Prozent aller Katholiken im Erzbistum Berlin.

Frage: Wie finden denn die Priester Ihre Aktion? Freuen die sich darüber, "adoptiert" zu werden?

Marin: Ich denke schon, dass die meisten Priester die Aktion gut finden – jedenfalls gab es schon eine ganze Reihe positiver Reaktionen. Aber ich mache diese Aktion ja nicht, um von den Priestern gebauchpinselt zu werden. Wie schon gesagt, geht es mir vor allem darum, ein Zeichen der Solidarität auszusenden. Der ehemalige Berliner Bischof Kardinal Alfred Bengsch hat einmal sinngemäß gesagt, dass das Gebet um geistliche Berufe nicht nur ein Hobby für ältere Damen sei, sondern Aufgabe der ganzen Kirche und ein Zeichen dafür, dass die Gläubigen und die Priester zusammenstehen. Genau darum geht es bei "Adopt a Priest!".

Von Steffen Zimmermann