Weck den Exorzisten in dir!
Das zieht einem ja glatt die roten Schuhe aus! Papst Franziskus bietet den komatösen kurialen Feinden mutig die Stirn. Er knuddelt - im Einzelfall!!! - mit Wiederverheirateten und Protestanten, weil sie wie besessen nach der Kommunion gieren. Kurzum: Papst Franziskus malocht sich seit fünf Jahren mit nur einem weihrauchgeplagten Lungenflügel für seine Kirche krumm. Und dann so ein ernüchterndes Umfrage-Ergebnis: Eigentlich hat sich unter Franziskus nichts geändert. Nada, niente oder nihil, wie der Kirchenlateiner sagt. Also bis auf die roten Schuhe.
Es war eine Umfrage, wie sie deutscher nicht hätte sein können. Die Ergebnisse im Schnelldurchlauf: "Eigentlich weiß ich gar nicht, was er bisher gemacht hat, aber es war mir trotzdem nicht genug!" Auf den ersten Blick konnte man meinen, es ginge nicht um den Papst, sondern um eine Anti-Merkel-Demo in Dresden. Mit einem Unterschied: Franziskus in seinem unschuldigen weißen Kleid können auch die Befragten nicht lange böse sein! Sollte die Stylistin unserer Kanzlerin auch mal drüber nachdenken.
Papst-Probleme kennt man in der evangelischen Kirche zum Glück nicht. Genauso wie den Zölibat. Oder ein ordentliches Sakramenten- und Amtsverständnis, oder Regeln an sich, oder… Aber ich schweife ab. Geholfen hat diese laxe Haltung jedenfalls nicht, wie die norddeutschen Protestanten jetzt zugaben. Denn bis 2030 werden sie ein Drittel ihrer Pastoren verlieren. Dafür haben sie umso mehr bösen Zeitgeist – nur leider keine Exorzisten, um ihn aus ihren Gemäuern zu vertreiben. Ein Teufelskreis.
Auf römischer Seite sieht es jedoch auch nicht mehr ganz so rosig aus. Wie die Internationale Vereinigung katholischer Exorzisten jetzt bekannt gab, hat auch sie einen Nachwuchsmangel. Wie konnte das bloß passieren? Wo doch zahlreiche Hollywood-Blockbuster in den vergangenen Jahrzehnten gratis Werbung für eine ordentliche Teufelsaustreibung gemacht haben. Vor lauter dämonischer Zungenrede konnte man manchen Kinoabend doch glatt mit einem evangelikalen Gottesdienst verwechseln.
Die Begründung der Exorzisten lässt dann allerdings aufhorchen: Seelsorger werden nicht mehr zu Exorzisten ernannt, weil viele Christen nicht mehr an die Existenz des Bösen glaubten. Hallo? Da versucht Benedikt XVI. mehr als ein halbes Jahrhundert lang, Glaube und Vernunft unter einen Hut zu bringen – und dann versagt nicht die Theologie, sondern die Vernunft? Donald Trump, Heidi Klum, Nestle, Rosenkohl: Wie viele Beweise für die Existenz des Bösen brauchen die Menschen noch?
Wo die Amtskirche versagt, müssen es dann wohl wieder einmal die Laien richten. Berufen wir uns bei allem Pastoren-, Priester und Exorzistenmangel einfach auf das Zweite Vatikanische Konzil und das allgemeine Exorzistentum der Gläubigen! Gehen wir hinaus und vertreiben die bösen Geister – aus der evangelischen Kirche, dem Weißen Haus, dem eigenen Mittagessen und wo sie sonst noch lauern!
