Malteserorden suspendiert "Diktator Papst"-Autor

Der mutmaßliche Autor des kontroversen Buches "Diktator Papst", der britische Historiker Henry Sire, ist vom Malteserorden suspendiert worden. Die vorläufige Aussetzung der Mitgliedschaft trete unmittelbar in Kraft, teilte der Orden in Rom mit. Zudem werde man den Fall untersuchen. In den vergangenen Tagen war bekanntgeworden, wer sich hinter dem Autoren-Pseudonym Marcantonio Colonna verbirgt.
Der Inhalt des Buches gebe in keiner Weise Positionen und Auffassungen des Malteserordens wieder, heißt es in der Erklärung. Man distanziere sich von dem Buch; keinesfalls spreche Sire im Namen des Ordens. Zudem gebe ein Kapitel über die Krise des Malteserordens 2016/2017 die Ereignisse sehr befangen und einseitig wieder. Sire hatte sich 2013 bis 2017 am Sitz des Ordens in Rom aufgehalten. Dabei habe er unter anderem für ein Buch über die Geschichte des Ordens recherchiert, so die Malteser.
Papstkritische und polemische Schrift war Mitte Dezember erschienen
Das Buch "Diktator Papst" beruhe auf den Informationen und Erfahrungen, die er dort gemacht habe, teilte der Verlag des Buches, Regnery Publishing, mit. Sire soll ein Freund des früheren Großmeisters Matthew Festing sein. Mitte Dezember war die papstkritische und polemische Schrift als E-Book auf Italienisch und Englisch erschienen. Ab 23. April soll sie auch als Hardcover erhältlich sein, wie auf der Website des Autors zu lesen ist.
Nach Informationen der Website LifeSite-News besitzt Sire einen Ehrendoktor des Exeter College in Oxford und verfasste bereits ein Buch über die Krise der katholischen Tradition und Liturgie, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) und Papst Paul VI. (1963-1978) begonnen habe.
In dem für knapp acht Euro erhältlichen Werk "The Dictator Pope" schildert der Verfasser den Papst aus Argentinien als jemanden, der die Kurie in Rom einem Terrorregime unterwerfe, Kritiker mundtot mache und zugleich persönlich desorganisiert sei. Unter anderem soll Franziskus schon vor den Rücktritt von Benedikt XVI. (2005-2013) über dessen Absichten Bescheid gewusst und sich mit Blick auf das Konklave in Stellung gebracht haben. Das in scharfem Ton verfasste Buch erkennt auf 140 Seiten keinen positiven Aspekt bei Franziskus. Es hatte vor allem in traditionalistischen Kreisen für Aufsehen gesorgt. (bod/KNA)