In Polen machen boxende Kapuzinerinnen Furore im Netz

Wenn Ordensfrauen für ihre Kinder boxen

Veröffentlicht am 29.03.2018 um 09:30 Uhr – Lesedauer: 
Orden

Warschau ‐ Erst Seilhüpfen und dann die Boxhandschuhe schnüren: Was nach dem Filmklassiker "Rocky" klingt, ist der Social-Media-Hit der Kapuzinerinnen in Polen. Die Schwestern schwitzen für einen guten Zweck.

  • Teilen:

Boxende Ordensfrauen aus Polen sorgen derzeit für Aufsehen im Internet. Fünf junge Kapuzinerinnen mit Kutte, Schleier und weißer Kordel betreten den "Walhalla Fight Club", wärmen sich auf und beginnen, gegen große und kleine Boxsäcke zu schlagen. Am Ende des kurzen Videos wird nur folgende Info eingeblendet "Wir werden kämpfen – schaue, um was". Auf Facebook wurde der Clip mehr als 1.000 Mal geteilt und hat über 32.000 Aufrufe.

In dem 85 Sekunden langen Facebook-Clip erklingt ein Remix des bekannten Filmsongs "Eye of  the Tiger" aus "Rocky". Wie Sylvester Stallone machen sich die Frauen zunächst mit Seilhüpfen warm, heben dann Gewichte und werfen sich Medizinbälle zu, bevor sie sich die Boxhandschuhe anziehen. Am Ende des Trainings betritt eine Gruppe von Vereinssportlern den "Fight Club" und staunt nicht schlecht über die schlagkräftigen Ordensschwestern.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Und wofür kämpfen nun die Ordensfrauen? Es geht um ihren Einsatz für bedürftige Kinder. In dem Dorf Siennica, rund 50 Kilometer südöstlich von Warschau gelegen, betreiben die Schwestern seit 22 Jahren ein modernes Kinderheim. Modern ist es in dem Sinne, dass die Kapuzinerinnen mit ihren Schützlingen wie eine Familie unter einem Dach wohnen – es war eine der ersten Einrichtungen dieser Art in Polen. Alles andere als modern ist aber das Ambiente: Das Kinderheim befindet sich in einem ehemaligen katechetischen Heim und braucht Geld für eine Renovierung. 300.000 Zloty, gut 71.000 Euro, sind nötig, um die sanitären Anlagen des alten Gebäudes zu modernisieren und den Brandschutzvorschriften zu entsprechen.

Kampf gegen das Kichern beim Dreh

Die Kapuzinerinnen setzten ein Banner mit einem Spendenaufruf auf ihren Internetauftritt und baten in der Umgebung um Kollekten. Es passierte so gut wie nichts. Ein Freund schlug ihnen vor, als "boxende Ordensfrauen" um das Geld zu kämpfen, erzählten sie dem Fernsehsender TVP, der an Karfreitag eine Reportage über die Gemeinschaft senden will. Die Dreharbeiten in dem 20 Kilometer entfernten Walhalla-Kampfstudio seien weniger schwer, sondern eher lustig und spannend gewesen, sagt Schwester Ewa Zagrodzka. Für einige sei der Kampf gegen das Kichern schwieriger gewesen als die eigentlichen Sportübungen, fügte Oberin Cecylia Pytka gegenüber der US-Nachrichtenagentur CNS hinzu. Wegen der Arbeit mit den Kindern seien die Schwestern ohnehin fit, so die Oberin, die es bedauert, dass sie wegen ihres Alters nicht in dem Video auftreten konnte.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

"Die Kinder, die uns aus dem Alltag kennen, sagten, sie waren über das Boxen überhaupt nicht überrascht, da wir immer verrückte Ideen hätten", erzählt Schwester Cecylia. Ob die Kapuzinerinnen dem Kampfsport so treu bleiben, wie Stallone immer neuen Rocky-Fortsetzungen, scheint unwahrscheinlich: Die Oberin spricht von einer spontanen Idee, um ihre Arbeit mit den Kindern bekannt zu machen. "Natürlich brauchen Nonnen nicht zu wissen, wie man boxt oder jemanden auf den Boden legt."

Auf Facebook sorgte das Video jedenfalls schon bald für die ersehnte Aufmerksamkeit. Handwerker aus der Umgebung boten an, kostenlos bei der Renovierung mitzuhelfen, viele Menschen spendeten Geld. Ende März gaben die Schwestern bekannt, dass sie fünf Wochen nach Veröffentlichung des Videos ein Drittel der Summe zusammen bekommen haben. Allen Helfern versprechen sie ihr Gebet. Denn die Zeit drängt: Um den Sicherheitsvorkehrungen zu entsprechen, müssen die Renovierungsarbeiten in dem Kinderheim in Siennica im Juni beginnen.

Von Agathe Lukassek