Passauer Oberhirte äußert sich zu Vorwürfen gegen Franziskus

Bischof Oster: Darum glaube ich dem Papst

Veröffentlicht am 03.09.2018 um 11:34 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Passau

Passau ‐ Angesichts des Missbrauchsskandals sieht sich Papst Franziskus derzeit Vertuschungsvorwürfen und Rücktrittsforderungen ausgesetzt. Jetzt stärkt ihm mit Stefan Oster ein deutscher Bischof den Rücken.

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Der Passauer Bischof Stefan Oster hat sich nach Vertuschungsvorwürfen und Rücktrittsforderungen gegen Papst Franziskus auf dessen Seite gestellt. "Nein, ich sehe keinen Papst, der die Lehre umstürzen will, ich sehe auch keinen, der selbst vertuschen oder sein eigenes Süppchen kochen oder eigene Seilschaften knüpfen will", schrieb Oster am Sonntag in seinem Blog auf stefan-oster.de. Er äußere sich, so der Bischof, in der gegenwärtig für den Papst "so herausfordernden Situation", in der dieser von vielen Seiten heftig kritisiert und angefragt werde.

Namentlich erwähnt Oster den emeritierten Erzbischof Carlo Maria Viganò. Der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA hatte Ende August in einem Memorandum schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus erhoben: Der des Missbrauchs beschuldigte Washingtoner Alt-Erzbischof Theodore McCarrick sei bereits 2009 oder 2010 von Papst Benedikt XVI. mit einer Strafe belegt worden. Franziskus habe diese 2013 wieder aufgehoben und McCarrick zu einem seiner Berater gemacht, obwohl er von ihm, Viganò, über die Vergehen des Erzbischofs informiert worden sei. Weiter forderte Viganò den Rücktritt von Franziskus, um allen Kardinälen und Bischöfen, die McCarrick gedeckt hätten, "ein gutes Beispiel" zu geben. Der Wahrheitsgehalt der Aussagen Viganòs ist umstritten, der Papst äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.

"Ich glaube dem Papst"

"Ich glaube Papst Franziskus", führt Oster in seinem Blog aus. "Ich nehme ihm sein aufrichtiges Bemühen für tieferen Glauben, mehr Hoffnung und größere Liebe und Barmherzigkeit ab – und sein unermüdliches Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in der Welt." Das Eitle, Lügenhafte, Böse und Verbrecherische in der Kirche komme nicht zum Vorschein, weil der Papst in seiner Führung Fehler mache, sondern deshalb, weil durch seine Verkündigung und seine Praxis "ein Licht" aufleuchte, das das Dunkle und Abgründige erst offenbar mache. Es gebe eine "authentische, tief glaubwürdige Linie" im Pontifikat Franziskus', schreibt der Bischof weiter und lässt eine Kurzanalyse der aus seiner Sicht bedeutsamsten Texten des Papstes folgen: "Evangelii gaudium", "Amoris laetitia", "Laudato si" und "Gaudete et exsultate".

Angesichts dieser Schreiben werde immer wieder darüber diskutiert, ob der Papst ein Konservativer oder Liberaler sei, ob er die bestehende Lehre bewahren oder sie entwickeln oder gar verändern wolle, so Oster. Während eine Mehrheit den Papst zum liberalen Erneuerer stilisiere, reagiere die andere, traditionsorientiertere Seite eher mit Besorgnis. "Sie fragt, ob da nicht tatsächlich zu viel Veränderung drohe oder zu viel verkehrte Schwerpunktsetzung, die am Ende eine andere Kirche, samt anderer Lehre am Horizont aufscheinen lässt", so Oster. "Und ich gestehe: Diese Seite kenne ich in der einen oder anderen Frage auch in mir selbst."

Er meine jedoch zu sehen, so Oster, "dass der Heilige Vater hier entschieden weder den einen noch den anderen Weg geht". Vielmehr wolle er die Kirche konsequent in einen Weg der Erneuerung führen, die weder einfach liberal noch konservativ sei, "sondern die aus dem Geist der Heiligkeit, aus dem Geist der Gegenwart des Herrn ein Zeugnis für die Welt sein soll". Gleichwohl könne der Papst dabei Fehler machen, wenn er Situationen oder Menschen nicht sofort richtig einschätze, schreibt Oster. Er, so der Bischof, vertraue fest darauf, dass Franziskus "aus der Kraft des Heiligen Geistes leben will und lebt, bei allem bloß Menschlichen, das auch ihm wie jedem von uns anhaftet". Er sei dem Papst dankbar für dessen Dienst und Zeugnis, schließt Oster. (tmg)