Vor mehr als 50 Jahren schrieb Wojtyla über berühmte Paulus-Stelle

Unbekanntes Buch von Johannes Paul II. wird veröffentlicht

Veröffentlicht am 20.09.2018 um 18:32 Uhr – Lesedauer: 
Erzbischof Karol Wojtyla (später Johannes Paul II.) mit einer Gruppe polnischer Bergarbeiter.
Bild: © KNA

Bonn ‐ Es klingt wie eine Sensation aus Polen: 13 Aufsätze, insgesamt 150 Seiten, verfasst von Karol Wojtyla im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils, lagen jahrzehntelang unentdeckt im Archiv. Nun wird das Buch veröffentlicht.

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13 bislang unbekannte Katechesen des späteren Papstes Johannes Paul II. sollen als Buch veröffentlicht werden. Vor mehr als 50 Jahren habe der damalige Krakauer Erzbischof Karol Wojtyla die 150 Seiten mit dem Titel "Predigt auf dem Areopag" verfasst, berichtet das öffentlich-rechtliche "Polskie Radio" am Donnerstag. Details will der Verlag "Wydawnictwo Literackiego" bei einer Pressekonferenz in einer Woche bekanntgeben.

Es handelt sich demnach um ein auf Schreibmaschine verfasstes und undatiertes Manuskript, das zwischen Ende 1962 und 1965 verfasst sein müsste, weil es zahlreiche Anspielungen auf Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils enthält. Die Katechesen behandelten die Themen Glaube und Theologie und seien inspiriert von der Rede des Apostels Paulus auf dem Areopag in Athen (Apg 17,16-34), sagte Marcin Baniak vom Verlag. Auf einer Reise nach Jerusalem habe Wojtyla Ende 1963 auch Griechenland und den Areopag besucht.

"Es klingt sensationell: Während der Arbeiten im Archiv fand man dieses ungewöhnliche Werk," so Baniak, der sich begeistert zeigt. Alle, die bislang den Text gelesen hätten, hätten gesagt, dass es sich um eines der wichtigsten Werke von Johannes Paul II. handelt. Es sei das einzige Werk, in dem Wojtyla vor seinem Pontifikat sein eigenes Credo auslege. Auf noch unbekanntem Weg war das Manuskript in die Hände von Kardinal Stanislaw Dziwisz gelangt, dem ehemaligen Privatsekretär des Papstes, der das Buch nun veröffentlichen lässt. Es soll zum 40. Jubiläum der Papstwahl von Wojtyla (16. Oktober 1978) erscheinen. (luk)

Hintergrund: Die Areopagrede

Die Rede des Apostels Paulus in Athen ist ein Höhepunkt in der Geschichte der Ausbreitung des frühen Christentums, wie sie in der Apostelgeschichte beschrieben wird. Paulus ärgerte sich auf seiner Missionsreise in Athen über die vielen Götzenbilder und sprach sowohl mit Juden als auch mit Philosophen verschiedenster Richtungen. Die Bewohner der Stadt führten den Apostel an den berühmten Areopag, wo er ihnen seine "neue Lehre" erläuterte. Als Anlass für seine Rede nannte er den dort befindlichen, "einem unbekannten Gott" geweihten, Altar. Paulus verkündete diesen unbekannten Gott, den er als Gott und Vater Jesu Christi erkennt. Einige Zuhörer zeigten sich interessiert, andere spotteten. Paulus akzeptierte die Reaktion der Athener und entfernte sich. Einige folgten ihm und wurden Christen.