Neue Erkenntnisse zum "Luftg'selchten Pfarrer"

Rätsel um mumifizierte Priester-Leiche gelöst?

Veröffentlicht am 06.11.2018 um 11:46 Uhr – Lesedauer: 

Linz ‐ Seit 200 Jahren ranken sich Legenden um ihn: den "Luftg'selchten Pfarrer", einen mumifizierten Priester aus Oberösterreich. Doch wer war er? Woran starb er? Und warum ist die Leiche bis heute unverwest? Antworten gibt jetzt ein Münchner Forscherteam.

  • Teilen:

Um den "Luftg'selchten Pfarrer" ranken sich in Oberösterreich seit zwei Jahrhunderten viele Geschichten und Mythen. Wer war der Mann aus St. Thomas am Blasenstein, dessen mumifizierte Leiche in der Region große Bekanntheit erlangt hat? Und warum ist der Leichnam bis heute nicht verwest? Diesen und weiteren Fragen sind Münchner Forscher in den vergangenen Wochen nachgegangen. Am Montag haben sie ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.

Demnach spricht vieles dafür, dass es sich bei der Mumie – wie schon früher vermutet – um den am 2. September 1746 gestorbenen Pfarrvikar Franz Xaver Sydler von Rosenegg handelt. Die Radiokarbon-Datierung einer Gewebeprobe des Leichnams habe den Sterbezeitpunkt zwischen 1734 und 1780 datiert, die Lederschuhe, die die Mumie trug, stammten aus der Zeit zwischen 1670 und 1750. Außerdem, so die Forscher, weist der Erhaltungszustand der Mumie Ähnlichkeiten zu drei Mumien in der Gruft des Stiftes Waldhausen auf; dort war Sydler Ordensmann der Augustiner.

Gut genährt und Pfeifenraucher

Die Forscher konnten zudem nachweisen, dass der "Luftg'selchte Pfarrer" entgegen früheren Vermutungen nicht an Epilepsie gelitten habe. Außerdem sei er nicht durch einen Giftanschlag, sondern an einem "akuten Blutsturz" in Folge einer chronischen Lungentuberkulose verstorben. Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler bei ihren Untersuchungen heraus, dass Sydler von Rosenegg zu Lebzeiten gut genährt war und dem Laster des Pfeifenrauchens frönte.

Nicht in das Bild passte laut den Münchner Forschern die schnelle Bestattung des Pfarrvikars, die laut den Kirchenbüchern nur einen Tag nach dessen Tod stattgefunden hat. Dies widerspreche der gezielten Haltbarmachung des Leichnams, der im Volksmund auch "Heiliger Leib" und "Lederner Franzl" genannt wird, mit Chemikalien, wie die toxikologische Untersuchung ergeben habe. Die Leiche müsse längere Zeit unter Luftabschluss gelegen haben, eine Erdbestattung sei auszuschließen. Die Mumie selbst ist nach Angaben der Forscher 1,71 Meter groß und wiegt etwa zehn Kilo. (stz)