Abt Maximilian Heim über sein Stift Heiligenkreuz

Advent im Kloster der Chart-Stürmer

Veröffentlicht am 18.12.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Österreich

Heiligenkreuz ‐ Er ist der Abt von einem der erfolgreichsten Klöster im deutschsprachigen Raum: Der Zisterzienser Maximilian Heim leitet seit 2011 das Stift Heiligenkreuz im Wienerwald. Der 51-jährige Ratzinger-Preisträger erzählt im Interview mit katholisch.de über Chancen der erfolgreichen "Chant"-CDs von Mönchen des Stifts, seine Arbeit als Abt und wie das Kloster die Adventszeit begeht.

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Frage: Herr Abt, wie bereiten Sie sich hier im Stift Heiligenkreuz auf Weihnachten vor, wie begehen Sie die Adventszeit?

Heim: Es ist hier eine Zeit der Einkehr, der Stille, der Ruhe. Selbst in der Liturgie wird es spürbar, wenn beim sonntäglichen Gottesdienst keine Orgel dabei ist und nur A cappella gesungen wird. Wir versuchen auch vom Essen her eine gewisse Reduzierung, die mit der Fastenzeit zu vergleichen ist. Es ist notwendig hier ein Leib-Seele-Gleichgewicht einzuhalten, das den ganzen Menschen beansprucht.

Frage: Und Sie persönlich?

Heim: Mir ist Zeit für die geistliche Lesung wichtig. Und dass ich als Abt auch bewusst bestimmte Termine nicht wahrnehme. Ich möchte nicht von einer Weihnachtsfeier zur anderen springen, sondern wirklich auch im Haus präsent sein. Ein wichtiges Anliegen sind mir Zeiten der Stille und Zeiten für die Anbetung, die uns im Haus angeboten werden. Für einen Abt ist eine Zeit der inneren Einkehr sehr notwendig, weil man viel im Haus und außerhalb des Stifts repräsentieren muss, aber zugleich auch jemand ist, der immer angefordert werden kann.

Frage: Sie sind jetzt fast zwei Jahre Abt in Heiligenkreuz. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Heim: Ich danke Gott wirklich, dass ich nicht irgendwie in dieses Amt hineingestolpert bin, sondern darauf vorbereitet wurde. Ich war acht Jahre lang Novizenmeister und lange Zeit Prior. Die zwei Jahre waren eine sehr ereignisreiche Zeit, gerade auch, weil die ersten Monate oft ein Aufarbeiten dessen sind, was liegengeblieben ist. Zunächst wartete ein Stau, der vorhanden war und mit dem dann auf den Abt zunächst einmal sehr viele Probleme zukamen, die man lösen musste. Meine beiden Vorgänger haben mich gewarnt und gesagt, dass das erste Jahr sehr, sehr schwer sei. Ich danke Gott, dass ich das erste Jahr gut überstanden habe.

Portrait von Maximilian Heim, der seit 2011 Abt des Stifts Heiligenkreuz in Österreich ist.
Bild: ©Heiligenkreuz/Ursula Röck

Der Zisterzienser Maximilian Heim ist seit 2011 Abt des Stifts Heiligenkreuz in Österreich.

Frage: Ist es leichter, ein so erfolgreiches Kloster zu leiten?

Heim: Ich bin dankbar, dass ich hier ein Haus führe, wo man Freude hat, Abt zu sein. Als Abt und auch als Mitbruder kann ich hier wirklich in eine Gemeinschaft hineingehen, die lebendig ist, die nicht verstaubt ist. Eine Gemeinschaft, die mit einer Hochschule und mehreren Pfarreien ein ganz facettenreiches Programm anbietet und in der vor allem Gott gelobt und gepriesen wird. Für mich ist es jeden Tag eine Herausforderung, früh aufzustehen, um im Frühchor zu stehen. Wir beten fünfmal am Tag gemeinsam, wir haben miteinander, wie andere Klöster auch, den gemeinsamen Tisch. Mit solchen Erfahrungen einer Regelmäßigkeit kann ein Kloster anderen ein Beispiel geben, dass ein geordnetes, regelmäßiges Zusammenkommen den Menschen hält und Lebensqualität vermittelt.

Frage: Sie sind in Bezug auf Nachwuchs das erfolgreichste Kloster Österreichs. Niemand hat so viele junge Leute. Gibt es da ein Geheimnis des Erfolgs?

Heim: Ein Geheimnis des Erfolges ist sicher Kontinuität, wir haben keine Brüche in unserer Geschichte der letzten hundert Jahre. Und dann kann man wirklich sagen, wir haben es verstanden, Tradition mit Neuerem zu verbinden. Das Stift Heiligenkreuz ist unheimlich geprägt worden vom Zweiten Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren, weil wir mit dem damaligen Abt Karl Braunstorfer einen Konzilsvater dort hatten. Er hat diese Ideen lebendig in dieses Haus mit einfließen lassen. Wir haben ein neues Brevier für das Stundengebet gestaltet und dabei nicht alles Lateinische abgeschrieben, sondern bewusst etwas Neues gestaltet.

Auch bei der Messliturgie feiern wir die ordentliche Form von 1970 und wir müssen uns nicht dauernd den Kopf zerbrechen, wie man eine Messe gestaltet, sondern wir lassen uns von der Liturgie gestalten. Die Liturgie ist neben den anderen Aufgaben bei uns etwas, das unser Haus so lebendig erhellt, dass auch viele junge Menschen angezogen werden.

Frage: Eine Frucht der Liturgie sind ja auch die singenden Mönche bei Ihnen. Mehr Segen oder mehr Fluch fürs Kloster?

Heim: Das ist überhaupt kein Fluch, die CDs waren für unser Haus nie ein Problem. Wir haben einige medienerfahrene Mitbrüder, die bereit sind, auch da für die Gemeinschaft zu sprechen. Ich sehe dahinter eine Möglichkeit der Evangelisierung in einer ganz soften Art, nämlich dass man niemandem den Glauben aufzwingt, sondern dass man über die Schönheit der Liturgie andere Menschen begeistern kann und Ihnen irgendwie auch eine Tür öffnen kann, dass sie ein Stück vom Himmel entdecken.

Frage: Was ist Ihre größte Herausforderung als Abt dieses traditionsreichen Klosters?

Heim: Das ist und bleibt sicher die Hochschule mit 240 Studenten. Wir sind päpstlichen Rechtes, wir werden wirklich auch vom Vatikan her wohlwollend begleitet. Es wird auf das Niveau geschaut und wir haben in den vergangenen Jahren sicher 15 junge Mitbrüder gehabt, die allein zur Promotion freigestellt wurden. Das bringt hohe Ausgaben mit sich, denn wir können hier kein Doktorat verleihen und die Mitbrüder müssen in andere Städte gehen, nach Wien oder Rom oder nach Frankfurt. Die Doktoranten sind ein Zeichen von Lebendigkeit aber auch von einer unheimlichen Investition personell und finanziell, wo wir leider zu wenig Unterstützung bekommen. Weder vom Staat bekommen wir Subventionen in dem Sinne, noch von der Kirche. Und das durchzutragen ist nicht einfach.

Das Interview führte David Hober