Führungsstreit in Stift Neuburg

Ex-Abt klagt in Rom gegen seine Absetzung

Veröffentlicht am 12.03.2019 um 09:46 Uhr – Lesedauer: 

Heidelberg/Beuron ‐ Im vergangenen September war der frühere Abt des Heidelberger Klosters Neuburg entpflichtet worden. "Unregelmäßigkeiten" in der Amtsführung, hieß es zur Begründung. Jetzt will der Ex-Abt an höchster Stelle in Rom klagen.

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Der frühere Abt des Heidelberger Stift Neuburg, Winfried Schwab, klagt in Rom gegen seine Absetzung. Er habe angekündigt, bis zum obersten vatikanischen Gerichtshof, der Apostolischen Signatur, zu gehen, sagte der dem Heidelberger Kloster übergeordnete Abtpräses der Beuroner Benediktiner-Kongregation, Albert Schmidt, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Damit ist ein dringend nötiger Neuanfang und die Wahl eines Nachfolgers weiterhin blockiert, ich hoffe aber auf eine Entscheidung in den kommenden Monaten", so Schmidt. In erster Instanz sei Schwab in Rom gescheitert.

Der frühere Abt war im vergangenen September von der Leitung des renommierten Heidelberger Klosters entpflichtet worden. Zur Begründung hieß es, bei routinemäßigen Überprüfungen seien Unregelmäßigkeiten entdeckt worden. Schwab habe bei wichtigen Entscheidungen die eigentlich zuständigen Gremien übergangen.

Dabei ging es beispielsweise um die künftige Ausrichtung des Klosters und um die Zukunft einer vom Stift gegründeten GmbH als Trägerin von Klostergastronomie und Wirtschaftsbetrieben. Zuvor waren auch zwei von Schwab eingesetzte Geschäftsführer der "Ökonomie Stift Neuburg GmbH" entlassen worden. Ein langjähriger Streit mit den früheren Pächtern der Klostergastronomie war zuletzt zugunsten des Klosters entschieden worden.

Durchschnittsalter liegt bei 73 Jahren

Dem Stift gehören derzeit elf Ordensmänner an; das Durchschnittsalter liegt bei 73 Jahren. Bis zur Wahl eines neuen Abtes, der nicht aus dem Kreis der bisherigen Gemeinschaft stammen muss, leitet Pater Ambrosius Leidinger das Kloster kommissarisch.

Schwab war erst im März 2016 zum Abt des Stift Neuburg gewählt worden. Zuvor hatte er im österreichischen Kloster Admont gearbeitet. Schwab wollte Stift Neuburg zu einem Dialogzentrum zwischen Religion, Kunst und Naturwissenschaft entwickeln. Er war davon überzeugt, dass die benediktinische Kultur und Tradition Zukunftsweisendes auch für Banker oder Manager bereithalte. Und zuletzt meldete sich der abgesetzte Abt in einem Zeitungsinterview zur Wort: Er sei weiterhin willens und bereit, an diesen Konzepten weiterzuarbeiten.

Das Stift Neuburg wurde um 1130 als Filialgründung des Klosters Lorsch zunächst als Männerkloster des Benediktinerordens errichtet. Später ging es an die Zisterzienserinnen und dann an die Jesuiten über. Nach seiner Säkularisierung kam es 1804 in Privatbesitz. Seit 1926 gehört das Anwesen wieder dem Benediktinerorden. (tmg/KNA)