Um Täter und Vertuscher zur Rechenschaft ziehen zu können

Bistum Limburg will Missbrauch extern untersuchen lassen

Veröffentlicht am 05.04.2019 um 15:05 Uhr – Lesedauer: 

Limburg ‐ Nach der Missbrauchsstudie: Das Bistum Limburg will die Voraussetzungen dafür schaffen, Täter und Vertuscher aus der Diözese zur Rechenschaft zu ziehen. Wie genau? Das hat Bischof Georg Bätzing jetzt erklärt.

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Das Bistum Limburg will durch eine externe Untersuchung Missbrauchsverdachtsfälle und Taten von Klerikern der vergangenen 70 Jahre bestmöglich aufklären lassen. Diese Untersuchung solle die Voraussetzung dafür schaffen, dass identifizierte Täter und "die für die Vertuschung von Taten Verantwortlichen" in der Diözese benannt und zur Rechenschaft gezogen werden könnten, sagte der Limburger Bischof Georg Bätzing am Freitag.

"Dazu braucht es juristischen Sachverstand", betonte Bätzing. Für die Durchsicht der Personalakten würden "wenigstens zwei, nicht im Dienst des Bistums Limburg stehende Personen beauftragt". Dies sollen eine Frau und ein Mann sein, "von denen wenigstens eine Person die Befähigung zum staatlichen oder kirchlichen Richteramt besitzt". Das Bistum will offenbar eine Anwaltskanzlei oder ein Notariat einschalten. Die Untersuchungsergebnisse würden veröffentlicht. Zudem werde "eine ausführliche Fassung des Untersuchungsberichts mit Namensnennung der Staatsanwaltschaft Limburg übergeben".

Die Untersuchung ist Teil eines auf ein Jahr angelegten Projekts zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum. Damit wolle man die Empfehlungen der im September veröffentlichten Missbrauchsstudie "in konkrete Ergebnisse umsetzen", sagte Bätzing. Das Bistum Limburg sieht sich damit als Vorreiter unter den 27 Diözesen an.

Gegen systemische Faktoren, die Missbrauch begünstigen

Dabei sollen "die kirchenspezifischen systemischen Faktoren, die sexuellen Missbrauch und den Schutz der Missbrauchstäter begünstigen, benannt und verändert" werden, hieß es. In dem von der Diözesanversammlung mitverantworteten Vorhaben gehe es darum, Formen von Machtmissbrauch zu analysieren und "alternative Strukturen, die Macht anders verteilen", zu erarbeiten. Zudem sei die "grundsätzlich ablehnende Haltung der katholischen Kirche zur Weihe von homosexuellen Männern" zu überdenken. Er habe das strikte Verbot, homosexuell Veranlagte zur Priesterweihe zuzulassen, "immer für einen Fehler gehalten", sagte Bätzing.

Zudem sollen Vorschläge erarbeitet werden, "die Frauen und Männer gemeinsam und in einem gleichen Verhältnis Verantwortung in unserem Bistum wahrnehmen lassen". Im Juni 2020 sollen die Ergebnisse der Projektgruppen vorgelegt werden. Bätzing sagte, der Ein-Jahres-Zeitraum sei nicht lange, sondern "ambitioniert".

Am Mittwoch hatte das Bistum Hildesheim angekündigt, Missbrauchsverdachtsfälle mit Hilfe unabhängiger Experten Missbrauchsfälle untersuchen zu wollen. Konkret wolle man den Vorwürfen gegen den früheren Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) auf den Grund gehen. Bischof Heiner Wilmer hat dazu vier Fachleute mit einer externen Untersuchung unter Leitung der früheren niedersächsischen Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) beauftragt. "Es ist unsere Pflicht, uns ehrlich und schonungslos mit dieser düsteren Seite der Vergangenheit in unserer Diözese zu befassen", betonte Wilmer am Mittwoch in Hildesheim. (cst/KNA)