Franziskus besorgt über humanitäre Lage

Papst schreibt Assad: Friedensinitiative für Syrien

Veröffentlicht am 22.07.2019 um 12:50 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Über sechs Millionen Menschen sind innerhalb Syriens vertrieben, mehr als fünf Millionen flohen ins Ausland: Papst Franziskus fordert in einem Schreiben an Präsident Baschar al-Assad jetzt konkretes Handeln, um die Lage der Menschen in seinem Land zu verbessern. Sonst drohe die schlimmste humanitäre Katastrophe des 21. Jahrhunderts.

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Papst Franziskus hat hat eine Friedensinitiative für Syrien gestartet. In einem Brief an den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad äußerte er sich zutiefst besorgt über die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland. Der für Menschenrechts- und Flüchtlingsfragen zuständige Kurienkardinal, Kardinal Peter Turkson, überreichte das Schreiben am Montag nach Angaben von Vatikansprecher Matteo Bruni bei einem Treffen mit dem syrischen Staatschef in Damaskus. In dem Papstbrief gehe es insbesondere um die "dramatischen Lebensbedingungen" der Zivilbevölkerung in Idlib. Die im Nordwesten von Syrien gelegene Provinz ist die einzige von Rebellen gehaltene Region des Landes.

Angriffe auf Krankenhäuser und Schulen

Papst Franziskus fordert in dem Schreiben nach Vatikanangaben neben dem Ende der humanitären Katastrophe in Idlib auch die Freilassung politischer Häftlinge und Möglichkeiten für eine sichere Rückkehr von Flüchtlingen. Der Papst sei zutiefst besorgt über Angriffe auf Krankenhäuser und Schulen. "Was dort passiert, ist inakzeptabel", erläuterte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Rom das Papstschreiben. Parolin verwies auch auf die weitere Verschlechterung der Lage durch die jüngste Militäroffensive insbesondere für Kinder. Franziskus dringe in seinem Schreiben an Assad auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Beendigung des Konflikts mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.

Parolin wies auf einen Bericht der "Independent International Commission of Inquiry on the Syrian Arab Republic" hin, demzufolge in Syrien Zehntausende Häftlinge teils an unbekannten Orten willkürlich festgehalten und gefoltert werden. Ein Teil der Gefangenen sterbe in der Haft, während andere willkürlich hingerichtet würden, betonte der engste Mitarbeiter des Papstes laut Vatikanerklärung.

Franziskus hatte in den vergangenen Jahren wiederholt auf die Not der Zivilbevölkerung in Syrien hingewiesen. Zuletzt sprach er Anfang Juli bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Lage in dem Land. Moskau unterstützt Assad bei der Bekämpfung der Rebellen.

Der Vatikan betonte, bei dem jüngsten Schreiben handele sich um eine humanitäre und keine politische Initiative. Dreimal sei im Schreiben des Papstes von "Versöhnung" die Rede. Franziskus ermutige Assad, "guten Willen zu zeigen" und nach praktikablen Lösungen zu suchen.

Schlimmste humanitäre Krise des 21. Jahrhunderts droht

In Idlib droht nach Angaben des UN-Nothilfekoordinators Mark Lowcock durch eine erneute militärische Eskalation die schlimmste humanitäre Krise des 21. Jahrhunderts. Seit Beginn des Konflikts im März 2011 sind laut UN mehr als 13 Millionen Syrer abhängig von humanitärer Unterstützung, mehr als 6,1 Millionen Syrer gelten als Binnenvertriebene und über 5,5 Millionen flohen ins Ausland. Hunderttausende Menschen wurden getötet. (gho/epd/KNA)

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Es fallen kaum noch Bomben, aber die Not bleibt: 11,7 Millionen Menschen in Syrien sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Arbeit der Caritas in dem kriegsgeplagten Land geht daher unermüdlich weiter. Im Zentrum steht die Unterstützung für diejenigen, die sich am wenigsten aus eigener Kraft helfen können