Papst Franziskus führt Gespräche mit Kurienmitarbeitern

Rätselraten ums Personal

Veröffentlicht am 05.04.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Papst Franziskus spendet am Ostersonntag, 31. März 2013 den Segen "Urbi et Orbi" von der Mittelloggia des Petersdoms aus.
Bild: © KNA
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Die ersten Amtstage von Papst Franziskus waren dichtgedrängt mit großem Protokoll und großen Liturgien. Der Dienstbeginn zur Kar- und Osterwoche, zu den zentralen Tagen des Kirchenjahres, hätte nicht besser terminiert sein können, meinen Vatikan-Kommentatoren. Erst nach Ostern beginne für den neuen Papst nun der Alltag.

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Der ist weiterhin von manchem Experimentieren geprägt, lässt aber bereits erkennen, wie das Kirchenoberhaupt aus Argentinien sein Amt wahrnehmen und die Kirche leiten will.

Franziskus regiert derzeit mit einer provisorischen Regierungsmannschaft. Die Minister aus der Amtszeit des Vorgängers, darunter der "Regierungschef" Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone , wurden bis auf weiteres bestätigt. Zudem wohnt der Papst noch im Konklave- und Gästehaus Santa Marta. Unklar ist, ob daraus ein längerer oder gar ein Daueraufenthalt wird.

Kommunikationsstil wie Johannes Paul II.

Ersten Aufschluss zur Amtsführung gibt sein liturgischer Kalender bis Pfingsten. An jedem Sonntag leitet Franziskus eine öffentliche Messe in Rom. Die regelmäßigen geistlichen Begegnungen und die vielen persönlichen Kontakte mit den Gläubigen entsprächen dem Wunsch des Papstes, heißt es; auch wenn manche Termine noch unter Benedikt XVI. geplant wurden. Auch an der Frühmesse des Papstes in der Kapelle von Santa Marta nehmen neben den Hausbewohnern häufig auch Gästegruppen teil. Im Kommunikationsstil deuten sich Gemeinsamkeiten besonders mit Johannes Paul II. an.

Sonntga, 6. Januar 2013: Bischof Gänswein nach seiner Weihen mit Bischofsstab und Mitra.
Bild: ©KNA

Sonntag, 6. Januar 2013: Bischof Gänswein nach seiner Weihe mit Bischofsstab und Mitra.

Rätselraten herrscht unterdessen über die päpstliche Audienzliste. Durch Gespräche mit den führenden Kurien-Mitarbeitern will sich Franziskus einen Überblick über den Vatikan und dessen Arbeitszusammenhänge verschaffen, um danach seine Personalentscheidungen zu treffen. Nun gehörten zu den ersten Audienzgästen neben Bertone und wenigen Kongregations-Präfekten auch enge Mitarbeiter seiner Vorgänger, etwa der seit 2010 pensionierte "Sozialminister" Kardinal Paul Josef Cordes.

Oder der frühere päpstliche Zeremonienmister Erzbischof Piero Marini, der nach 20 Jahren in der "ersten Reihe" das weniger bedeutsame Komitee für Eucharistische Weltkongresse leitet. Und auch der frühere Präfekt des Päpstlichen Hauses, Kardinal James Michael Harvey , gehörte zu den ersten Audienzgästen. Insider gehen davon aus, dass Franziskus dessen Nachfolger Georg Gänswein weiterhin im Amt behält - zumal dieser in Personalunion als Privatsekretär mit Benedikt XVI. verbunden ist.

Bücher erklären, warum Franziskus zwar tanzt, aber nicht singt

Unterdessen erscheinen in Italien die ersten Bücher von und über Franziskus. Ein aus dem Spanischen übersetztes Interview-Buch aus dem Jahr 2010 ("Der Jesuit") gibt einen Einblick in das Denken des Kardinals Jorge Mario Bergoglio, verrät aber auch viel Persönliches. Wie er zum Priestertum kam; dass er als junger Mann eine Freundin hatte - was seine Schwester freilich in einem Zeitschriften-Interview bestritt.

Dass er als junger Mann gerne Tango tanzte; dass er aufgrund seiner Lungenoperation nicht singt; dass er sich aus Zeitungen informiert und erst nach seiner Pensionierung das Internet nutzten wollte; dass er gerne liest, Hölderlin liebt, Musik hört - Beethoven. Dass ihm Marc Chagalls "Weißes Kreuz" gefällt. Bergoglio gesteht, dass er etliche Sprache "konnte": dass er Französisch ziemlich gut sprechen konnte, mit Deutsch klar kam, mit Englisch aber einige Probleme hatte - dass er aber keine Praxis mehr hat.

Bergoglio erklärt in dem Interview auch, dass er nicht gerne reist. Darum wird er als Papst freilich nicht herumkommen. Die Teilnahme am Weltjugendtag Ende Juli in Rio de Janeiro hat er bereits zugesagt.

Nächstes Reiseziel nach Lateinamerika: Israel?

Für Dezember ist ein Besuch in seinem Heimatland Argentinien im Gespräch. Ob damit andere Stationen verbunden sind, etwa Chile oder Kolumbien, sei dahingestellt.

Vermutlich wird ihn Ende April auch Israels Präsident Schimon Peres bei seinem Rombesuch einladen. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, hat ebenfalls bereits seine Hoffnung auf einen baldigen Papstbesuch zu Ausdruck gebracht. Möglicherweise kommt es im Heiligen Land zu einem Kirchengipfel mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. Ein guter Termin wäre der Januar 2014 - 50 Jahre nach dem ersten kirchlichen Ost-West-Treffen seit dem Schisma von 1054. Damals eröffneten Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras den Weg zu Dialog und Ökumene.

Von Johannes Schidelko (KNA)