Ärzte und Kirchen planen Arbeitsgruppe zu "Pille danach"

Kleine Pille, große Diskussionen

Veröffentlicht am 10.04.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Die postkpotale Antibabypille PiDaNa.
Bild: © KNA
Ethik

Berlin ‐ Vertreter von Bundesärztekammer und den beiden großen Kirchen in Deutschland planen eine eigene Arbeitsgruppe zur sogenannten Pille danach. Im Vordergrund sollten dabei "medizinisch-wissenschaftliche und ethische Aspekte" stehen, hieß es zum Abschluss eines Spitzengesprächs, das am Mittwoch in Berlin stattfand. Bei dem Treffen habe es eine "intensive Diskussion" zu dem Thema gegeben.

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Modifizierte kirchliche Position

Die Debatte über die "Pille danach" war Anfang des Jahres nach der Abweisung einer vergewaltigten Frau an zwei katholischen Kliniken in Köln entflammt. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner entschuldigte sich später für den Vorfall und legte eine modifizierte kirchliche Position zu dem Präparat vor, der sich die katholischen deutschen Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Trier weitgehend anschlossen .

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Video: © Volker Farrenkopf

Volker Farrenkopf hat Gäste eingeladen, die im System Krankenhaus arbeiten und sich bemühen, Apparatemedizin und menschliche Zuwendung in Einklang zu bringen.

Demnach erklärten sie bei der Behandlung von vergewaltigten Frauen bestimmte Formen der "Pille danach" für zulässig, "insofern sie eine verhütende und nicht eine abtreibende Wirkung hat". Verboten blieben nach Kirchen-Auffassung Methoden und Präparate, "die den Tod eines Embryos bewirken". Zugleich kündigten die Bischöfe damals weitere klärende Gespräche mit Medizinern und Beratern an.

Zollitsch, Lehmann und Losinger nahmen teil

An dem Spitzentreffen in Berlin nahmen auf Seiten der katholischen Kirche unter anderen teil der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sein langjähriger Vorgänger, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, sowie der Augsburger Weihbischof und Mitglied des Deutschen Ethikrates, Anton Losinger.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) war vertreten unter anderen durch den EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider sowie dessen Vorgänger Wolfgang Huber, der wie Losinger dem Deutschen Ethikrat angehört. Für die Mediziner saßen außer Bundesärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery mehrere führende Vertreter des Verbandes in der Runde.

Kritik an Gesetzentwurf zur gewerbsmäßigen Sterbehilfe

Zu weiteren Themen des Spitzentreffens in Berlin gehörten aktuelle Entwicklungen in der Transplantationsmedizin und ethische Aspekte der Suizidbeihilfe. Dabei erneuerten Ärzte und Kirchenvertreter ihre Kritik an dem Gesetzentwurf von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zur Strafbarkeit der gewerbsmäßigen Sterbehilfe. Dieser Ansatz greife zu kurz, weil er den Eindruck erwecken könnte, dass alle nicht kommerziellen Formen als legitim zugelassen seien, hieß es. Einigkeit herrschte außerdem bei allen Beteiligten, dass eine Mitwirkung von Ärzten beim Suizid dem ärztlichen Ethos widerspreche und ethisch nicht zu rechtfertigen sei. (KNA)

Weitere Informationen

Zur kirchlichen Dabatte um die "Pille danach" lesen Sie unter folgenden Links: Erleichterung in Köln Die Bischöfe und die "Pille danach" "Kongo-Pille" seit langem erlaubt Ein schreckliches Dilemma Meisner prescht vor Ein Fehler