Dominikanerin Hertewich: Bin auch im Kloster eine moderne Frau
Die Dominikanerin Ursula Hertewich (43) betrachtet sich auch im Kloster als moderne Frau. "Eine moderne Frau macht für mich aus, dass sie ganz aufmerksam ist und wirksam gestaltet, ohne Macht auszuüben", sagte die Ordensfrau aus dem Kloster Arenberg am Dienstagabend in der Talksendung "Kölner Treff" in der ARD. Obwohl sie vor dem Eintritt Vorurteile über das Klosterleben und die damit verbundenen Gelübde gehabt habe, sei sie inzwischen glücklich mit dieser Lebensform. "Wenn ich spüre, dass ich ganz in meinem Leben vorkomme und mein Bestes in die Welt hinein geben kann, dann ist das wunderbar."
Jeder Mensch, der in einer Beziehung lebe, müsse gehorsam sein, so Hertewich weiter. "Man muss aufeinander hören, man muss wahrnehmen, was der andere einem zu sagen hat." Das sei "absolut lebensnotwendig". Ein Leben in Armut zu führen bedeutet laut der Dominikanerin, sich bewusst zu werden, was man brauche und womit man sein Leben gestalte. "Armut bedeutet, dazu Ja zu sagen, dass wir uns alles Wesentliche im Leben schenken lassen müssen."
Zum Thema Keuschheit sagte Hertewich, Sexualität lasse sich nicht nur auf Sex reduzieren. "Dazu gehört für mich das ganze Beziehungsgeschehen, das Beziehungsgeflecht eines Menschen." Das würden auch Ordensfrauen gestalten, sie verzichteten lediglich auf Partnerschaft. "Das kann manchmal hart sein, und ich kann mich genauso verlieben, wie ich mich auch in der Ehe fremd verlieben kann", betonte die Dominikanerin. Bei ihr sei das aber noch nicht der Fall gewesen. "Die Frage ist, welche Lebensform man wählt und welche einem dient."
"Es geht darum: Wie lebe ich die Liebe?"
In der Debatte um die kirchliche Sexualmoral plädiert Hertewich dafür, von der Betrachtungsweise wegzukommen, was erlaubt sei und was nicht. Stattdessen müsse man die "größere Freiheit" des Menschen im Blick haben. "Es geht darum: Wie lebe ich die Liebe? Da geht es um viel mehr als um Körper und Begehren, sondern um den Menschen als Ganzen."
Die Dominikanerin sprach auch über das Leben im Kloster. Beispielsweise habe sie zusammen mit ihren Mitschwestern den Karnevalsauftakt am 11. November mit Bier und Musik gefeiert. Hertewich kümmert sich um den Social-Media-Auftritt des Klosters. "Ich spüre, dass das für den Kontakt mit der Welt wesentlich ist." Früher habe sie ihre Technikbegeisterung als größtes Laster gesehen und gedacht, sie müsse das im Kloster ablegen. Inzwischen habe sie es aber zu nutzen gelernt.
Schwester Ursula Hertewich ist promovierte Pharmazeutin. Nachdem sie mehrere Jahre in der Apotheke ihrer Eltern gearbeitet hatte, trat sie 2006 ins Kloster Arenberg ein. 2009 legte sie das erste Ordensgelübde und 2013 schließlich die Ewige Profess ab. Sie ist in der Seelsorge tätig und war an der Veröffentlichung einiger Bücher beteiligt. Hertewich war auch als Autorin für katholisch.de tätig. (mal)
