Dabei müssen Dechanten eigentlich Priester sein

Bistum Münster: Erstmals Frau in Dechanten-Position

Veröffentlicht am 18.01.2020 um 10:15 Uhr – Lesedauer: 

Münster  ‐ Offiziell hat sie zwar die Funktion einer "Bischöflichen Beauftragten", aber tatsächlich übernimmt Pastoralreferentin Maria Hölscheidt ab sofort viele Aufgaben einer Dechantin. Welche das genau sind, dafür gibt es schon einige Beispiele.

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Erstmals übernimmt eine Frau im Bistum Münster die Aufgaben eines Dechanten. Pastoralreferentin Maria Hölscheidt aus Sankt Amandus in Datteln und Pfarrer Ludger Ernsting von der Gastkirche in Recklinghausen sind sogenannte Bischöfliche Beauftragte im Dekanat Recklinghausen, wie das Portal kirche-und-leben.de aus Münster am Freitag meldete. Die beiden amtieren demnach sechs Jahre bis Mitte Januar 2026.

Keine Dechanten, sondern Bischöfliche Beauftragte

Das geltende Dechantenstatut im Bistum Münster schreibt vor, dass Dechanten Priester sein müssen. Hölscheidt und Ernsting seien jedoch keine Dechanten, sondern Bischöfliche Beauftragte, wie Bistumssprecher Stephan Kronenburg erklärte. Allerdings übernähmen die beiden viele Aufgaben eines Dechanten.

Bild: ©KNA/Andre Zelck

Frauen halten Plakate, darunter eines, das die Muttergottes mit zugeklebtem Mund zeigt, bei einer Mahnwache der Initiative "Maria 2.0" im Mai 2019 vor dem Dom in Münster.

So seien sie die Vertreter des Bischofs im Dekanat und Sprecher des Dekanats beim Bischof, heißt es in dem Bericht. Außerdem leiteten sie bestimmte Konferenzen und Gremien. Zu ihren Aufgaben zähle auch, das erste Kontaktgespräch zwischen einer Pfarrei und einem möglichen neuen Pfarrer zu leiten. Die Amtseinführung von Pfarrern werde aber auch künftig ein Priester übernehmen.

In einem Dekanat sind benachbarte Pfarreien zusammengeschlossen, um sich zum Beispiel in Seelsorgefragen zu vernetzen. Dechant des Kreisdekanats Recklinghausen war bis Mitte Oktober Norbert Mertens. Die Idee für die zweiköpfige Neubesetzung sei aus dem Dekanat selbst gekommen, erklärte Bistumssprecher Kronenburg. "Diesen kreativen Vorschlag hat der Bischof aufgegriffen." Auch an anderen Stellen im Bistum teilten sich Teams die Leitungsverantwortung. Allerdings verzichtet keines der weiteren sieben Dekanate im Bistum Münster bewusst auf einen Dechanten.

Ob und wie Frauen mehr Verantwortung übernehmen können, ist derzeit eine der großen Debatten in der katholischen Kirche. Im vergangenen Jahr hatte sich die Initiative "Maria 2.0" gegründet, die unter anderem fordert, dass auch Frauen Zugang zu allen kirchlichen Ämtern bekommen. Auch der Synodale Weg, ein Diskussionsforum zur Zukunft der Kirche, widmet einen seiner vier Gesprächskreise dem Thema Frauen. (gho/KNA)

Linktipp: Eine Frau als Vorgesetzte eines Priesters

Die Bewegung "Maria 2.0" zeigt: In Deutschland fordern viele Frauen mehr Macht in der Kirche – am liebsten sofort. Im Bistum Osnabrück bereitet sich derzeit die erste Frau auf die Leitung mehrerer Gemeinden vor.