Von Steinfurt an die Copacabana

"Die ganze Welt in einer Stadt versammelt, wo hat man das schon mal", meint der 19-Jährige. Und dass man zudem auch noch ins Gespräch komme. Da nimmt er auch gerne in Kauf, dass eine Busfahrt in Rio eine "Achterbahnfahrt" ist. Die Leute in Rio seien "total offen" und die Stimmung gut, berichtet der junge Katholik aus dem westfälischen Ochtrup. "Wir haben alle ein gemeinsames Ziel."
Tobias ist einer von 22 Jugendlichen, die mit einer Gruppe aus dem Bistum Münster nach Rio gereist sind. Die Pilger wohnen in einem ruhigen und gediegenen Teil von Copacabana, nur fünf Minuten vom weltberühmten Strand entfernt. "Die Unterkunft ist ein Sechser im Lotto", sagt Bernd Hermes. Jeweils vier Personen bewohnen ein kleines Appartement mit eigenem Herd und Kühlschrank.
Die Leiter der Gruppe, der Steinfurter Stadtdechant Markus Dördelmann und der Pfarrer von Kamp-Linfort, Thomas Schulz, haben die Herberge schon vor anderthalb Jahren selbst gebucht.
Deutlich weniger Deutsche
An der Organisation des Katholikentreffens hat die Gruppe nichts auszusetzen. Die sei besser als erwartet. Nur die Zuteilung ihres Frühstücksortes, an dem auch die geistlichen Unterweisungen stattfinden, hätte besser sein können: Er liegt rund zwei Stunden Fahrzeit von der Unterkunft entfernt außerhalb Rios. Dagegen liege die Kirche für die Jugendlichen des Bistums Münster direkt um die Ecke.
Insgesamt sind aus Deutschland dieses Mal trotz Copacabana und Zuckerhut deutlich weniger Jugendliche angereist als zu früheren Weltjugendtagen. Im nähergelegenen Madrid 2011 waren es 16.500. Aber auch nach Sydney 2008 oder Toronto 2002 kamen jeweils rund 6.000. Ein wesentlicher Grund sind die hohen Kosten. Bis zu 2.700 Euro kosteten die Fahrten, die von deutschen Bistümern angeboten wurden. Aus Münster kommen mit 220 die meisten Pilger, es folgt das Erzbistum Paderborn mit 115.
Die Steinfurter haben selbst die Ärmel hochgekrempelt, um die Kosten zu stemmen: Weihnachtbäume verkauft, Möbel geschleppt oder einen brasilianischen Abend ausgerichtet. Schließlich hat die Gemeinde noch einen Zuschuss gegeben. Am Ende blieben für die Jugendlichen selbst noch 1.000 Euro pro Pilger. Das war zu schaffen.
Keine Angst um die Sicherheit
Und die Sicherheit? Die Proteste? "Dass das zu gefährlich ist, war meine größte Sorge", berichtet Andre Stawarski. Doch seine Befürchtungen hätten sich nicht bestätigt. Es gebe keinen Ort in der Stadt, wo nicht Polizisten Präsenz zeigten. Von den Protesten gegen den Papstbesuch nach der Ankunft von Franziskus am Montag hat die Gruppe gar nichts mitbekommen. Er habe erst am Mittwochmorgen auf "tagesschau.de" davon erfahren, erzählt Tobias.
An diesem Donnerstag treffen Tobias, Bernd, Andre und ihre Gruppe beim Willkommensfest am Strand von Copacabana erstmals den neuen Papst.
"Seine ganze Art ist sehr erfrischend", sagt Bernd. Er lebe die Botschaft, die er verkünde. "Sehr authentisch" sei das. Bis dahin müssen sie nur noch die Melodie der Weltjugendtags-Hymne üben. Da sei man noch nicht so sicher. Bislang könnten die Steinfurter das Stück noch keinem Brasilianer vorsingen.
Von Thomas Jansen (KNA)