Sozialethischer, menschenzentrierter Diskurs gefordert

EU-Bischöfe: Künstliche Intelligenz muss Gemeinwohl dienen

Veröffentlicht am 22.07.2020 um 13:34 Uhr – Lesedauer: 

Brüssel ‐ Die EU will eine europäische Strategie zur Künstlichen Intelligenz entwickeln – die will auch die Kirche mitgestalten. In einem Beitrag zu einem geplanten KI-Weißbuch fordert sie einen sozialethischen Diskurs – und hat auch schon konkrete Vorschläge.

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Die Konferenz der europäischen Bischofskonferenzen COMECE fordert, auch die Kirchen an einem nachhaltigen sozialethischen Diskurs zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI) zu beteiligen. Wie die COMECE am Wochenende mitteilte, will sie einen menschenzentrierten Ansatz, um dem Gemeinwohl zu dienen. Eine entsprechende Eingabe hat sie mit einem  Beitrag zur Konsultation zum Weißbuch über künstliche Intelligenz der EU gemacht.

Die Bischöfe begrüßen die Absicht, einen europäischen Ansatz zur KI zu entwickeln, der Menschenwürde und den Schutz der Privatsphäre respektiert. Einer Schaffung einer neuen EU-Agentur für KI steht die COMECE kritisch gegenüber. Die bereits bestehenden "Schlüsselstrukturen der EU" gewährleisteten eine ausreichende Unterstützung für die Bewältigung der Herausforderungen der KI und der Robotik. Bei der Einrichtung eines EU-Koordinierungsgremiums drängt die COMECE darauf, explizit auch die Kirchen zu beteiligen, wie es der Vertrag über die Arbeitsweise der EU (AEUV) vorsieht.

Kritik an Robotern in Pflege und im Krieg

Inhaltlich fordern die Bischöfe eine klare Definition des Begriffes "Künstliche Intelligenz", um ihn von menschlicher Intelligenz zu unterscheiden. So solle vermieden werden, dass KI-Systemen irrtümlich moralische Unterscheidungsfähigkeit unterstellt werden könne. Außerdem enthält das Papier detaillierte Vorschläge mit Blick auf Grundrechte wie Kinder- und Datenschutz, die Regulierung von Algorithmen, Haftungsfragen, Nachhaltigkeit sowie Cybersicherheit. Das höchste Risiko sieht die COMECE im Bereich der Beeinflussung demokratischer Wahlen und beim Einsatz von KI in Justiz, Grenzschutz und als Pflegeroboter. Auch wenn das Weißbuch den Bereich der militärischen Nutzung von KI ausklammert, wiederholen die Bischöfe ihre Forderung, den Einsatz autonomer bewaffneter Drohnen ohne menschliche Überwachung zu verbieten. Ein derartiges Verbot soll durch einen weltweit bindenden völkerrechtlichen Vertrag verankert werden.

Bereits 2019 hatte die COMECE ein Papier zur Ethik der Robotik veröffentlicht. Darin forderte sie insbesondere, auf die Einführung einer neuen Form der Rechtspersönlichkeit für Roboter zu verzichten und stattdessen das bestehende Haftungsrecht auch auf autonome Systeme anzuwenden. (fxn)