Erzbischof mahnt zum Auftakt des Gesprächsforums in Stuttgart zur Geduld

Zollitsch: Dialog braucht Zeit

Veröffentlicht am 13.09.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Die Teilnehmer während der Einführung
Bild: © KNA
Dialogprozess

Stuttgart ‐ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat die Katholiken zur Geduld beim Dialog über die Zukunft der Kirche gemahnt. "So ein Gesprächsprozess braucht durchaus langen Atem", sagte er am Freitag in Stuttgart. In den im Jahr 2010 begonnenen Gesprächen sei schon viel erreicht worden. Trotzdem nehme er es ernst, wenn einige Katholiken ungeduldig würden und fürchteten, die Debatte könne letztlich ohne konkrete Konsequenzen für die Kirche bleiben.

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Zugleich sah sich Zollitsch in der von ihm gestarteten Dialoginitiative durch Papst Franziskus bestärkt. Der ehemalige Erzbischof von Buenos Aires, der seit einem halben Jahr an der Spitze der katholischen Kirche steht, sei "ein Mann des Dialogs", und es gebe keinen anderen Weg als den des Gesprächs, so Zollitsch.

Der Freiburger Erzbischof äußerte sich zum Auftakt des dritten bundesweiten Dialogtreffens der Deutschen Bischofskonferenz. Dabei sprechen am Freitag und Samstag rund 300 Teilnehmer über Liturgie, darunter etwa 35 Bischöfe. Der Dialogprozess ist auf fünf Jahre angelegt. In jedem Jahr findet ein bundesweites Forum statt, das jetzige ist das dritte und bildet somit die Mitte der Veranstaltungsreihe.

Liturgie im Mittelpunkt der Diskussion

Thematisch geht es diesmal unter dem Leitwort "Dem Heiligen begegnen – heute Gott verehren" um die Liturgie. Die große Frage laute: "Wie sprechen wir das Evangelium hinein in die Zeit und in die Sprache der Zeit?", sagte Zollitsch. Entscheidend sei, dass die Liturgie nicht als Angelegenheit nur von Priestern und Diakonen verstanden werde.

Zugleich sprach der Erzbischof in seiner Begrüßung von den verschiedenen Dimensionen der Liturgie: Dazu zählte er, dem Heiligen zu begegnen, Gott zu verehren und so zum Liebesdienst befähigt zu werden. In Stuttgart gelte es auszuloten, welche liturgische Formen heute angeboten würden, welche Möglichkeiten Liturgie habe, um Aufbruch und Erneuerung des kirchlichen Lebens zu stärken, und wie Liturgie als Ausdruck der Liebe Gottes zu den Menschen wahrgenommen werden könne.

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Video: © katholisch.de

300 Kirchenvertreter beschäftigen sich in Stuttgart mit dem Thema Liturgie. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz sieht sich von Papst Franziskus, einem "Mann des Dialogs", bestärkt.

Overbeck: Zweifel am Sinn mancher Diskussionen

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck äußerte bei dem Treffen seine Zweifel am Sinn mancher innerkirchlichen Diskussion. Kleriker könnten sich über die Frage nach der Gebetsrichtung "in Rage reden", und Laien könnten "abendfüllende Diskussionen darüber führen, mit welchen Accessoires Kommunionkinder bestückt" werden müssten oder wie die Redefolge der Honoratioren beim Priesterjubiläumshochamt sei.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sprach bei der Veranstaltung von der "Berufung aller Getauften zur Teilhabe an der Sendung der Kirche". Der Bischof stellte die Frage, wie die Aufgaben in den Gottesdiensten so verteilt werden könnten, dass die Teilhabe von Laien einen entsprechenden Ausdruck findet. Für Bode ist es keine Lösung, "dass ein einzelner Priester immer mehr Messen feiert".

Absage an "Wir sind Kirche"-Forderung

Einem Vorschlag der kirchenkritischen Initiative "Wir sind Kirche", auch Nicht-Priester die Eucharistiefeier leiten zu lassen, erteilte Erzbischof Zollitsch derweil eine Absage. "Für die katholische Kirche ist die Voraussetzung, der Eucharistie vorstehen zu können, die Priesterweihe - und dabei wird es auch bleiben." "Wir sind Kirche" hatte den Vorstoß damit begründet, dass wegen des Priestermangels in vielen Gemeinden regelmäßig das Abendmahl ausfalle.

Mit dem Dialogprozess reagiert die Kirche auf die Krisen der vergangenen Jahre. Die Bischöfe hatten ihn 2010 als Reaktion auf die aufgedeckten Fälle von Kindesmissbrauch durch kirchliche Mitarbeiter auf den Weg gebracht. Aber auch Probleme wie die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder, der Priestermangel und die Gründung immer größerer Seelsorgeeinheiten werden thematisiert. (stz/mog/dpa/KNA)