Internes Schreiben aufgetaucht

Schönstatt: Brief Höffners bestätigt Kentenich-Rehabilitierung

Veröffentlicht am 12.08.2020 um 14:21 Uhr – Lesedauer: 

Vallendar/Bonn ‐ Bisher war nur eine klare Aussage der Glaubenskongregation bekannt: Schönstatt-Gründer Josef Kentenich ist nicht rehabilitiert. Ein internes Schreiben an Schönstatt-Verantwortliche zitiert nun einen Brief, der ein ganz anderes Bild zeichnet.

  • Teilen:

Die Schönstatt-Bewegung hält daran fest, dass Pater Josef Kentenich durch den Heiligen Stuhl rehabilitiert wurde. In einem internen Schreiben der Bewegung, das katholisch.de vorliegt, wird ein Brief des damaligen Münsteraner Bischofs und späteren Kardinals Joseph Höffner vom 24. Januar 1966 an "einige deutsche Bischöfe" zitiert. Ein Sprecher der Schönstatt-Bewegung bestätigte die Authentizität der katholisch.de vorliegenden Dokumente.

In dem zitierten Brief Höffners heißt es laut dem auf den 7. August datierten Schreiben der "Medienkommission Schönstatt": "Der Heilige Stuhl hat die einschränkenden Bestimmungen, denen H. H. Kentenich und das Schönstattwerk bisher unterstanden, aufgehoben. Mit Zustimmung des Heiligen Stuhles hat H. H. Kentenich die Gesellschaft der Pallottiner verlassen und ist von mir in die Diözese Münster aufgenommen worden. Er darf sich mit Erlaubnis des Heiligen Stuhles uneingeschränkt der Vollendung des von ihm gegründeten Schönstattwerkes widmen."

Der damalige Präfekt der Religiosenkongregation Ildebrando Antoniutti habe aufgrund einer Intervention Höffners Kentenich am 23. Dezember 1965 mitgeteilt, "dass er für einige Wochen nach Deutschland fahren könne, mit dem Ende der Epiphanie-Oktav aber nach Rom zurückkehren möge". Diese Mitteilung scheint das bisher inhaltlich nicht näher bekannte "anonyme Telegramm" zu sein, das laut einem Schreiben der Glaubenskongregation von Kentenich falsch verstanden worden sei und keineswegs seine Rückkehr aus den USA erlaubt habe. Höffner betont in seinem Brief, dass es "ohne Zweifel das Anliegen des Heiligen Stuhles" sei, "schrittweise eine Normalisierung der Fragen um das Schönstattwerk sicherzustellen und Aufsehen zu vermeiden". Der Brief Höffners ist in dem als "Zur persönlichen Information" gekennzeichneten Schönstatt-Rundschreiben in einer Abschrift veröffentlicht; das Original ist bisher nicht einsehbar.

"Nicht auf Ping-Pong-Spiel mit Medien einlassen"

Der bisher bekannte Brief von Kardinal Joseph Ratzinger an den Generalrektor der Pallottiner vom 2. April 1983, in dem der Präfekt der Glaubenskongregation eine Rehabilitierung Kentenichs zurückweist, sei nur der "erste Teil einer längeren Korrespondenz zur Frage der Rehabilitierung Josef Kentenichs". Ihn allein anzuführen, sei "irreführend". Weitere Teile des Briefwechsels sind derzeit nicht bekannt. Auf Anfrage von katholisch.de erläuterte ein Sprecher von Schönstatt, dass die Unterlagen alle zum Prozess der Seligsprechung gehörten und sehr umfangreich seien.

Das Schreiben wird als Anhang eines Briefs des Leiters der Schönstatt-Bewegung Deutschland, Pater Ludwig Güthlein, an die regionalen Leitungen der Schönstatt-Bewegung in Deutschland intern verschickt. Güthlein stellt darin unter anderem die Medienstrategie Schönstatts vor. Dabei wird die Richtlinie ausgegeben, "möglichst wenig gegenüber Medien" zu reagieren: "Die Strategie der Medienkommission, die von der Mehrheit des Generalpräsidiums unterstützt wird, ist von dem Bemühen geprägt, sich nicht auf das Niveau von Alexandra von Teuffenbach, der Tagespost und anderer Medien wie z. B. katholisch.de zu begeben." Die Bewegung könne nichts gewinnen, wenn sie sich "auf ein Ping-Pong-Spiel mit Dokumenten zu Einzelfragen und Vorwürfen" einlasse. (fxn)