München und Freising an Spitze abgelöst

Erzbistum Paderborn ist die finanzkräftigste Diözese in Deutschland

Veröffentlicht am 01.09.2020 um 11:29 Uhr – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Erstmals veröffentlicht das Erzbistum Paderborn das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls und weiterer Stiftungen: Zusammen mit dem Vermögen der Diözese selbst ergibt sich ein Gesamtkapital, das Paderborn an die Spitze der finanzkräftigsten deutschen Bistümer hievt.

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Das Erzbistum Paderborn ist die finanzkräftigste Diözese in Deutschland. Vertreter des Erzbistums veröffentlichten am Dienstag erstmals das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls und sechs weiterer Stiftungen, das sich insgesamt auf 2,65 Milliarden Euro beläuft. Zusammen mit dem Vermögen der Erzdiözese von rund 4,5 Milliarden Euro ergibt sich damit ein Gesamtkapital von etwa 7,15 Milliarden Euro. Bislang stand München und Freising mit einem Vermögen von etwa 6,1 Milliarden Euro an der Spitze. Köln liegt auf Platz drei mit 3,8 Milliarden Euro.

Der Erzbischöfliche Stuhl verfügt den Angaben zufolge in Form einer Stiftung über ein Vermögen von rund 177 Millionen Euro. Die übrigen Stiftungen seien mit zweckgebundenen Mitteln für Seelsorge, Caritas, Bildung und Kultur zwischen 250 und 660 Millionen Euro ausgestattet. Die Erträge der Stiftungen bezifferte Geschäftsführer Andreas Kröger für 2019 auf rund 23,7 Millionen Euro. Davon seien rund 9,2 Millionen Euro für die Stiftungszwecke ausgegeben worden und etwa 14,5 Millionen Euro in die Rücklage beziehungsweise Kapitalerhaltungsrücklage geflossen.

"Eine solide finanzielle Basis"

Generalvikar Alfons Hardt betonte, dass das Erzbistum Paderborn "eine solide finanzielle Basis" habe. Die Stiftungen ergänzten die Möglichkeiten des Erzbistums in Seelsorge, Caritas und Bildung. "Wir geben die Erträge aus." Zugleich erklärte der Generalvikar, dass der Wert des Stiftungsvermögens erhalten und das Kapital nicht ausgegeben werden dürfe. Laut Kröger müssen in der Niedrigzinsphase erhebliche Beträge zur Erhaltung des Wertes der Stiftungen in die Kapitalerhaltungsrücklage eingestellt werden.

Die Stiftungstruktur wurde nach den Worten des Geschäftsführers in den vergangenen Jahren den gesellschaftlichen Anforderungen angepasst und in der jetzigen Form mit einem Kuratorium als Aufsichtsgremium 2018 beschlossen. Früher habe es drei historisch gewachsene und getrennt geführte Vermögenstöpfe gegeben, die sich etwa durch Vermächtnisse und Spenden aufgebaut haben. Die Höhe der Summen hat Hardt nach eigenen Angaben "überrascht" wahrgenommen. Durch die mit dem Finanzbericht geschaffene neue Transparenz und für jeden einsehbare Förderrichtlinien habe die Erzdiözese einen Politikwechsel eingeleitet, so Kröger. Jetzt könne die Öffentlichkeit auf die Stiftungen zukommen und Anträge stellen.

Laut Hardt übernimmt die Stiftung Erzbischöflicher Stuhl die Zahlungen für Missbrauchsopfer zur Anerkennung ihres Leid. Für diesen Zweck würden entsprechend zahlreicher Forderungen in Kirchenkreisen keine Kirchensteuermittel verwendet. Die bislang ausgezahlten 550.000 Euro erstatte der Erzbischöfliche Stuhl dem Erzbistum.

Die Stiftung Sankt Kilian mit einem Vermögen von 663 Millionen Euro fördert karitative Tätigkeiten, die Stiftung Bischof Badurad (203 Millionen Euro) Musik und Kultur, die Stiftung Dietrich IV. von Fürstenberg (524 Millionen Euro) finanziert als Träger die Theologische Fakultät Paderborn, die Stiftung Bischof Meinwerk (249 Millionen Euro) unterstützt Forschung und Wissenschaft, die Stiftung Sankt Libori (508 Millionen Euro) stellt Mittel in Krisenfällen bereit und die Stiftung Bischof Imad (356 Millionen Euro) sichert Kulturgüter. (KNA)

1.9., 12:45 und 13:15 Uhr: Ergänzt um weitere Details.