Zurückgetretener Kardinal veranstaltete Pressekonferenz in Rom

Becciu: Vorwurf der Veruntreuung sei "Missverständnis"

Veröffentlicht am 25.09.2020 um 16:25 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Bis gestern "um 18.02 Uhr" habe er sich als "Freund des Papstes" gefühlt, sagte der zurückgetretene Kardinal Giovanni Angelo Becciu heute vor Journalisten. Der Ex-Präfekt wies den Vorwurf der Veruntreuung zurück und spielte sogar darauf an, dass der Papst "manipuliert" worden sei.

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Kardinal Giovanni Angelo Becciu hat sich zu den näheren Umständen seines gestern Abend erfolgten Rücktritts vom Amt des Präfekten der Heiligsprechungskongregation und von den Rechten eines Kardinals geäußert. Der Papst habe ihm mitgeteilt, dass er von der vatikanischen Justiz der finanziellen Veruntreuung beschuldigt werde, sagte Becciu italienischen Medienberichten zufolge am Freitagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Rom. Deshalb habe Franziskus ihm das Vertrauen entzogen und seinen Rücktritt verlangt.  

Zu Beginn des 20-minütigen Gesprächs habe er nicht geahnt, dass er von seinen Ämtern zurücktreten werde, so Becciu weiter. "Bis 18.02 Uhr gestern habe ich mich als Freund des Papstes gefühlt, als treuer Vollstrecker des Papstes." Der italienische Kardinal bekräftigte vor den Journalisten, dass er zu Franziskus trotz allem loyal sein wolle: "Als Kardinal habe ich versprochen, mein Leben für die Kirche und den Papst zu geben." Dieses Versprechen wolle er heute erneuern.  

"Ich hoffe, der Papst erkennt, dass alles ein Missverständnis ist", so Becciu. Er akzeptiere die päpstliche Entscheidung jedoch, die ihn wie ein "Blitz aus heiterem Himmel" getroffen habe. Der ehemalige Präfekt deutete wiederum an, dass Franziskus "manipuliert" worden sein könnte. Becciu wies Vorwürfe zurück, nach denen er seine Familie bereichert habe. Er habe zwar mit der Firma seines Bruders bei Anschaffungen für die Nuntiaturen in Ägypten und Kuba zusammengearbeitet, doch darin sehe er "kein Verbrechen". Über die Beteiligung des Vatikan an Londoner Luxus-Immobilien sei bei dem Treffen mit Franziskus nicht gesprochen worden.

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Becciu räumte jedoch ein, dass er 100.000 Euro aus den Geldern des Peterspfennig an die Caritas seiner Heimatdiözese Ozieri auf Sardinien überwiesen hätte. Darauf würde sich auch die vatikanische Finanzpolizei mit ihrer Anklage beziehen. Dabei habe es sich jedoch um Hilfsgelder gehandelt, die dort noch verfügbar seien. Er verstehe daher nicht, warum ihm Unterschlagung vorgeworfen werde. Mit seinem Gang an die Öffentlichkeit wolle er dem Papst nicht in den Rücken fallen, sondern lediglich seine Rechte verteidigen. "Ich bin bereit zu klagen", so Becciu. 

Der Bischof von Ozieri bestätigte die Angaben Beccius. Die Gelder seien "ausschließlich zum Zweck der Linderung der Schwierigkeiten von Menschen und Familien in Not" vorgesehen, so Bischof Corrado Melis in einem nun öffentlich gewordenen Brief an Becciu. Die 100.000 Euro aus dem Staatssekretariat seien demnach auf einem Konto der Caritas eingetroffen und "noch nicht verwendet" worden. (rom)