Nach Raub: Bischof Voderholzer ersetzt Wolfgangs-Reliquie in Pfarrei

Nach dem Diebstahl der Wolfgangs-Reliquien aus der Regensburger Kirche Sankt Wolfgang will Bischof Rudolf Voderholzer zeitweise für Ersatz sorgen. Am Samstag wird er aus der Hauskapelle der Regensburger Bischöfe eine Wolfgangs-Reliquie als Leihgabe in die Pfarrei bringen, wie das Bistum am Donnerstagabend mitteilte. Es handele sich um einen Teil des Schädels des Heiligen. Weil er sehe, so Voderholzer, wie schwer die Pfarrei durch den Diebstahl getroffen sei, wolle er den Gläubigen ermöglichen, trotzdem ein würdiges Patrozinium zu feiern. Die katholische Kirche gedenkt am 31. Oktober des heiligen Wolfgangs, des Schutzpatrons der Diözese Regensburg.
Am Montag hatten Unbekannte aus einem Hochgrab des Heiligen im Eingangsbereich des Gotteshauses die mehr als 1.000 Jahre alten sterblichen Überreste gestohlen. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen. Bisher seien jedoch keine Ergebnisse bekannt, hieß es. Die Hauskapelle der Regensburger Bischöfe befindet sich seit 1821 im Niedermünsterstift. Dort betet der Bischof das Stundengebet und feiert die tägliche Eucharistie, wenn er in Regensburg ist. Die Kapelle bewahrt neben der Reliquie des heiligen Wolfgang auch jene der Regensburger Bischöfe Emmeram, Erhardt und Albertus Magnus auf.
Der heilige Wolfgang ist der Patron des Bistums Regensburg. Er wurde um 924 in Pfullingen bei Reutlingen geboren und in der Klosterschule auf der Reichenau erzogen. Später wirkte er als Lehrer und Leiter der Domschule in Trier. Im Jahre 965 trat Wolfgang als Mönch in die Benediktinerabtei Einsiedeln ein, wo ihn Bischof Ulrich von Augsburg zum Priester weihte. Im Jahr 972 bestieg er den Bischofsstuhl in Regensburg. Er leitete das Bistum über zwei Jahrzehnte. Höhepunkte seines Wirkens waren die Abtrennung des Bistums Prag, die Reform der Klöster und sein soziales Engagement. Wolfgang starb am 31. Oktober 994 in Pupping bei Linz und wurde im Kloster Sankt Emmeram in Regensburg beigesetzt. Zur Heiligsprechung am 7. Oktober 1052 durch Papst Leo IX. wurden die Gebeine des Diözesanpatrons in die neu erbaute Wolfgangskrypta in der Kirche Sankt Emmeram übertragen.
Voderholzer dankt Söder
Zudem sprach Voderholzer in einem Schreiben an Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) den politischen Entscheidungsträgern seinen Respekt und seine Anerkennung aus. In der aktuellen Krise trügen diese eine schwere Verantwortung zum Wohl der Menschen und des Gemeinwesens, notiert der Bischof in einem am Donnerstag in Regensburg veröffentlichten Brief. Anlass sind die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen. Ausdrücklich danke er Söder dafür, dass dieser sich für die Menschen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eingesetzt habe. Besuch und Seelsorge blieben so weiter möglich.
Dasselbe gelte für die öffentlichen Gottesdienste, heißt es in dem Brief. Dabei hebt Voderholzer auch die Worte des Ministerpräsidenten in der jüngsten Pressekonferenz hervor, in der er auf die Bedeutung des Grundrechts der Religionsfreiheit hingewiesen habe. Zugleich sicherte der Bischof dem Ministerpräsidenten ein "Höchstmaß an Verantwortung und Solidarität der Kirchen" zu. "Seien Sie gewiss, dass ich für meinen Bereich als Bischof von Regensburg zusammen mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Möglichste tun werde." Bei der Bekanntgabe des zweiten Lockdown für Deutschland am Mittwochnachmittag hatten Söder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betont, dass die ab 2. November geltenden neuen Regelungen keine Auswirkungen auf Gottesdienste hätten. Weitere Konsequenzen für die Kirchen bleiben abzuwarten. Unter anderem soll der Kölner Dom ab Montag für Touristen geschlossen bleiben. Dann öffne die Kathedrale nur noch für Gottesdienste und Beter, teilte das Domkapitel am Donnerstag mit. (tmg/KNA)