Papst Franziskus ruft christliche Familien zur Glaubensweitergabe auf

"Nicht im Tresor verstecken"

Veröffentlicht am 27.10.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © dpa
Familie

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus hat die christlichen Familien aufgerufen, den Glauben zu bewahren, ihn weiterzugeben, und die Freude darüber in die Gesellschaft zu tragen. Es reiche nicht aus, den Glauben in einem Tresor zu verstecken oder sich nur in Verteidigungspositionen zu verschanzen, sagte er am Sonntag bei einer Messe zum internationalen Familientreffen auf dem Petersplatz.

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Vielmehr gehe es darum, den Glauben zu bezeugen und in die Grenzbereiche menschlicher Existenz zu tragen. Das Treffen zählte zu den Höhepunkten in dem noch bis Ende November dauernden "Jahr des Glaubens". Der Glauben sei kein Privateigentum, vielmehr müsse man ihn "durch das Zeugnis, durch Aufnahmebereitschaft und durch Öffnung gegenüber anderen teilen", betonte der Papst bei bedecktem Himmel vor mehr als 100.000 Menschen.

Familien müssten wahre Freude ausstrahlen. Das Fundament dieses Gefühls tiefer Freude, so Franziskus, sei "die Gegenwart Gottes in der Familie, seine aufnahmebereite, barmherzige, respektvolle Liebe allen gegenüber". Allein Gott sei in der Lage, eine "Harmonie der Verschiedenheiten" zu schaffen. Wenn die Liebe Gottes fehle, verliere auch die Familie ihre Harmonie und es setzten sich individualistische Haltungen durch.

In der Familie miteinander beten

Der Papst bat die Gläubigen, in der Familie gemeinsam zu beten. Zwar scheine es vielen, das Gebet sei etwas Persönliches und gerade in der Familie gebe es selten "einen passenden, ruhigen Moment" dafür. Doch sei es "auch eine Frage der Demut, zu bekennen, dass wir Gott brauchen, wie der Zöllner", so Franziskus in Bezug auf das Sonntagsevangelium. Darin werden zwei betende Männer vorgestellt, ein Pharisäer vorne im Gotteshaus und ein Zöllner, der hinten ein einfaches und demütiges Gebet spricht.

„Es ist schwer, kein Lächeln zu erhalten, nicht angenommen zu sein, auch unter Eheleuten und in der Familie. Ohne Liebe lastet die Mühe schwerer.“

—  Zitat: Papst Franziskus

Im Anschluss an die Messe bezog Franziskus beim Angelus-Gebet vor allem diejenigen Familien auf der Welt ein, die sich in größeren Schwierigkeiten befänden. Zu den Teilnehmern des zweitägigen Familientreffens im Vatikan hatten auch Katholiken aus Syrien gehört, die am Vorabend über ihre Situation berichtet hatten.

Am Samstag hatte der Papst mit den Familien auf dem Petersplatz einen großen Wortgottesdienst gefeiert. Dabei hatte er mehr Generationensolidarität angemahnt. Jede Familie sei in die Geschichte eines Volkes eingefügt und könne nicht ohne die vorangegangenen Generationen existieren, sagte er vor rund 100.000 Personen aus 75 Ländern. Die Begegnung auf dem Petersplatz war von Musik und Liedern sowie Erfahrungsberichten von Familien umrahmt.

Botschaft an leidgeprüfte Familien in Syrien

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Video: © Gottfried Bohl

Papst Franziskus besucht die Flüchtlingsinsel Lampedusa.

Begleitet von Kindern aus allen Kontinenten mit bunten Luftballons in den Händen, betrat Franziskus den Petersplatz. Eine besondere Grußadresse richtete Erzbischof Vincenzo Paglia, der Präsident des vatikanischen Familienrates, zum Auftakt an die vom Krieg geprüften Familien in Syrien. "Liebe syrische Familien, liebe Mütter, liebe Kinder, liebe Großeltern in Damaskus, in Aleppo, in ganz Syrien, wir umarmen euch, dieser ganze Platz umarmt euch!", rief er unter dem Applaus der Anwesenden. Anschließend berichtete eine syrische Familie von ihren Erlebnissen im Bürgerkrieg. Ebenso kam eine Flüchtlingsfamilie von der italienischen Insel Lampedusa zu Wort.

Franziskus erinnerte an die Nöte vieler Familien. "Ich habe das Leid der Familien gespürt, die in Situationen der Armut und des Krieges leben", sagte er in seiner immer wieder von Applaus unterbrochenen Rede. Der tägliche Lebensvollzug sei oft mühsam. Schwerer wiege aber oft der Mangel an Liebe. "Es ist schwer, kein Lächeln zu erhalten, nicht angenommen zu sein, auch unter Eheleuten und in der Familie. Ohne Liebe lastet die Mühe schwerer." Er erinnerte dabei auch an die Einsamkeit vieler alter Menschen.

Der Papst hob den sakramentalen Charakter der Ehe hervor. Sie sei nicht einfach eine schöne Zeremonie, um das Leben zu dekorieren. Vielmehr brauchten Eheleute die Gnade des Sakraments, um gemeinsam ihre Aufgaben als Eltern und Lebenspartner in guten und schlechten Tagen erfüllen zu können. Sie dürften sich nicht isolieren, sondern sollten Verantwortung vor Gott und der Gesellschaft übernehmen. Dazu brauchten Eheleute und Familien die Hilfe Gottes, um "einander Tag für Tag anzunehmen und einander täglich zu verzeihen". (luk/KNA)

Mehr über das Familienfest im Vatikan

Während Papst Franziskus die Familie würdigt, haben im Vatikan die Vorbereitungen für die Sonderbischofssynode zu diesem Thema begonnen.