Organisation feiert 40. Jubiläum

Heße zu Jesuiten-Flüchtlingsdienst: Rechte jedes Migranten wahren

Veröffentlicht am 14.11.2020 um 11:02 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Vor 40 Jahren wurde der Jesuiten-Flüchtlingsdienst gegründet – und hat auch heute noch viel zu tun. In vielen Zusammenhängen begleitet er Flüchtende, bietet ihnen Hilfe und eine Stimme. Das beinhaltet auch Kritik an der deutschen Politik.

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Den 40. Jahrestag der Gründung des Jesuiten-Flüchtlingsdiensts (JRS) an diesem Samstag sehen die katholischen Bischöfe in Deutschland als "Anlass zur Sorge und zur Dankbarkeit zugleich". Die Arbeit der Hilfsorganisation sei heute wichtiger denn je, sagte der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Besorgt stimmt mich die Tatsache, dass die Zahl der Menschen auf der Flucht seit Jahren beständig steigt und es der Weltgemeinschaft viel zu oft an der notwendigen Solidarität mangelt."

Umso wichtiger sei es, so Heße weiter, "dass es Organisationen wie den JRS gibt, die sich unermüdlich für die Anliegen und Rechte der Schutzsuchenden engagieren. Mein Dank gilt allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Jesuiten-Flüchtlingsdiensts in Deutschland und weltweit."

Angesichts der großen Not vieler vietnamesischer Bootsflüchtlinge hatte der Jesuitenpater Pedro Arrupe am 14. November 1980 den JRS gegründet, der bald darauf begann, sich auch um schutzsuchende Menschen in anderen Regionen der Welt zu kümmern. Heute ist er in mehr als 50 Staaten auf allen Kontinenten aktiv, auch in Deutschland.

Begleiten, dienen, Stimme erheben

Heße verwies auf das Selbstverständnis in allen Projekten des JRS: "Schutzsuchende Menschen zu begleiten, ihnen zu dienen und für sie die Stimme zu erheben (accompany, serve, advocate)." Seit vielen Jahren arbeite die Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz vertrauensvoll mit der Organisation zusammen, ergänzte der Hamburger Erzbischof, der Vorsitzender der Migrationskommission und Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen ist.

Gemeinsam trete man dafür ein, so Heße weiter, "dass die Menschenrechte jedes Migranten gewahrt werden – unabhängig von Status und Herkunft". Bei Besuchen in einem äthiopischen Flüchtlingslager und im marokkanisch-spanische Grenzgebiet habe er in diesem und im letzten Jahr selbst die Arbeit des JRS vor Ort miterleben können: "Auch vor dem Hintergrund dieser Begegnungen weiß ich: Gerade dort, wo die Lage hoffnungslos scheint, steht der Jesuiten-Flüchtlingsdienst zuverlässig an der Seite der schutzsuchenden Menschen." In der Arbeit des JRS werde die Maxime von Pedro Arrupe täglich konkret greifbar: "Die Nächstenliebe, zu der Christus uns aufruft, verlangt Gerechtigkeit."

Der JRS übt auch Kritik an den Zuständen in Deutschland. So sah der Leiter, Pater Claus Pfuff, im August durch den Prozess gegen die Benediktiner-Äbtissin Mechthild Thürmer das Kirchenasyl in Gefahr. In den vergangenen Jahren habe das BAMF versucht, Menschen im Kirchenasyl als untergetaucht zu deklarieren und dadurch das Asylverfahren auf 18 Monate zu erhöhen, so Pfuff. Er verteidigte die lange Tradition des Kirchenasyls: "Es hat immer wieder Orte gegeben, wo Verfolgte einfach Zuflucht gefunden haben. Man muss wissen: Auch Kirchenasyl wird nicht leichtfertig durchgeführt, sondern es geht hier um Härtefälle." (cph/KNA)