Nach gescheiterter Bischofswahl in Chur: Bischöfe "in Sorge vereint"
Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) ist aufgrund der Situation um die gescheiterte Bischofswahl in Chur "in Sorge im Gebet vereint". Laut einer Pressemeldung der SBK vom Donnerstag haben sich die Bischöfe während ihrer Vollversammlung, die von Montag bis Mittwoch in Form einer Videokonferenz stattfand, mit der Lage in der Ostschweizer Diözese befasst. Die Mitglieder der Konferenz bedauern es demnach "sehr", dass es in der vergangenen Woche nicht zu einer Bischofswahl gekommen ist und beten mit allen Gläubigen des Bistums um einen guten Ausgang. "Sie vertrauen diesen Ausgang der Führung durch den Heiligen Geist an", so die Mitteilung.
Das Bistum Chur ist seit der Annahme des altersbedingten Rücktritts von Bischof Vitus Huonder 2019 vakant und wird seitdem durch den ehemaligen Bischof von Reykjavík, Pierre Bürcher, als Apostolischer Administrator geleitet. Am Montag der vergangenen Woche war das Domkapitel zur Wahl eines neuen Bischofs zusammengetreten, hatte es jedoch mit knapper Mehrheit abgelehnt, einen Kandidaten aus der vom Vatikan vorgelegten Dreierliste zu wählen. Laut dem durch das kirchliche Portal kath.ch veröffentlichten Protokoll der Sitzung wurde die Liste mit als gemäßígt geltenden Kandidaten als Versuch Roms interpretiert, "die bisher vom gesellschaftlichen Mainstream abweichende Stimme des Bistums Chur zum Schweigen zu bringen". Zur Wahl standen der Offizial des Bistums, Joseph Bonnemain, Mauro-Giuseppe Lepori, der Generalabt der Zisterzienser, und Vigeli Monn, Abt der Benediktinerabtei Disentis.
Bistum Chur seit Jahren gespalten
Das Bistum Chur gilt seit Jahrzehnten als gespalten. Die Amtsführung der konservativen Bischöfe Wolfgang Haas und Vitus Huonder polarisierte die Schweizer Kirche über die Bistumsgrenzen hinaus. Im Zuge des Konflikts wurde 1997 das Erzbistum Vaduz von Chur abgespalten und Haas zum ersten Erzbischof der neuen Diözese bestellt. Zur Diözese gehören die Kantone Graubünden und Schwyz, außerdem seit 1819 provisorisch Uri, Glarus, Obwalden, Nidwalden und Zürich. Insbesondere zwischen der als liberal geltende "Römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich" und dem Bistum bestehen Meinungsverschiedenheiten. Das weltweit einmalige staatskirchenrechtliche System der Schweizkennt neben den kirchenrechtlich verfassten Bistümern davon unterschiedene Körperschaften der Gläubigen nach staatlichem Recht, von denen die kirchlichen Strukturen finanziell abhängig sind.
Die Schweizer Bischofskonferenz besteht aus den Bischöfen der sechs Bistümern des Landes sowie den Äbten der beiden Territorialabteien Einsiedeln und Saint-Maurice. Sie wurde 1863 als weltweit erste Bischofskonferenz gegründet. Seit 2019 ist Baseler Bischof Felix Gmür ihr Vorsitzender. Weitere Themen der 330. Vollversammlung waren unter anderem die Sozialenzyklika Fratelli Tutti, der Zukunftsprozess "Gemeinsam auf dem Weg für die Erneuerung der Kirche" und die Kirchenaustrittszahlen, die 2019 in der Schweiz ein Allzeithoch erreicht haben. (fxn)
