Begriffe aus der Klosterwelt erklärt

Von Abt bis Zölibat

Veröffentlicht am 06.01.2015 um 23:59 Uhr – Lesedauer: 
Orden von A bis Z

Bonn ‐ Rasieren sich Mönche heute noch Tonsuren? Was ist eine Kukulle? Wann wird die Matutin gebetet? Viele Begriffe aus der Welt von Orden und Klöstern erscheinen uns heute fremd und unbekannt. Hier finden Sie eine Übersicht mit wichtigen Begriffen aus der Ordens- und Klosterwelt.

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Abt (aus dem griech. und lat. abbas = Vater)
Bezeichnung und Titel des Vorstehers und Leiters eines Klosters. In seinem Kloster dem Rang eines Bischofs gleichgestellt. Trägt als Zeichen seiner Würde die bischöflichen Symbole (Hirtenstab, Mitra, Brustkreuz und Ring). Vom Wortverständnis her wird der Abt auf Lebenszeit gewählt. Nach Kirchenrecht ist die Amtszeit auf zehn Jahre begrenzt.

Abtei
Selbstständiges Kloster von Mönchen, Regularkanonikern, Nonnen oder Kanonissen, welches von einem Abt oder einer Äbtissin geleitet wird.

Äbtissin
Abgeleitet von Abt, geistliche Leiterin einer weiblichen Klosterfamilie. Die Ausübung des Amtes ist zeitlich befristet oder lebenslang.

Apostolat (aus dem griech. apostolos = Gesandter)
Sendung, Auftrag der Kirche, einer Gemeinschaft. Die Grunddienste des Apostolats sind Glaubensverkündigung, Liturgie und Caritas.

Askese (aus dem griech. askesis = Übung, Leibesübung)
Verhaltensform, die sich auf geistigen, körperlichen und materiellen Verzicht sowie Kasteiung bezieht. Das Streben nach einer christlichen Lebensführung mit dem Ziel der Unabhängigkeit von allem Irdischen, um frei zu sein für die Begegnung mit Gott.

Berufung
Gottes Ruf zu einem Leben in Beziehung mit Gott bzw. zu einem geistlichen Leben.

Bettelorden (auch: Mendikanten, aus dem lat. mendicare = betteln)
Ordensgemeinschaften, die im Mittelalter entstanden sind und sich durch den Verzicht auf jeglichen Besitz auszeichnen. Sie leben von den Zuwendungen der Gläubigen. Die Mitglieder sind an den Orden, nicht aber an ein bestimmtes Kloster lebenslang gebunden.

Bruder (aus dem lat. frater = Bruder)
Ordensangehöriger ohne Priesterweihe.

Bruderschaften
Freiwillige Vereinigung von Gläubigen, die kirchlich genehmigt sind und Aufgaben der Frömmigkeit, Buße und Nächstenliebe übernehmen.

Chor (aus dem lat. chorus)
In der kirchlichen Baukunst der für die Sänger bestimmte Ort in einer Kirche. Ein mit Chorgestühl ausgestatteter Altarraum, in dem sich die Ordensmitglieder zum Chorgebet versammeln.

Choral (aus dem lat. cantus choralis = Chorgesang)
Seit dem Spätmittelalter einstimmiger Gregorianischer Gesang. Abgeleitet vom Chor der Mönche im Chorraum der Kirche.

Chorgebet
Tägliches, mehrmaliges, gemeinsames Gotteslob: Matutin, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper, Komplet.

Diakon (aus dem griech. diákonos = Diener)
In der alten Kirche Verwalter des kirchlichen Leitungsamtes in der Gemeinde, Helfer des Bischofs in der Liturgie, in der Armenpflege und Vermögensverwaltung. In der neuen Kirche übernehmen Diakone auch die Aufgaben der Predigt, Sakramentenspendung, liturgischen Assistenz oder der Gemeindeleitung.

Doppelkloster
Eine Gemeinschaft von Mönchen und eine von Nonnen, die streng nach Geschlechtern getrennt in einem Kloster leben und dieselben Regeln befolgen.

Eucharistie (aus dem griech. eucharistia = Danksagung)
Feier der Danksagung in Erinnerung an das letzte Abendmahl und das Kreuzesopfer Jesu. Gegenwart Jesu Christi in Brot und Wein. Wichtiger Teil im Tagesablauf eines Klosters.

Evangelische Räte
Vom Evangelium angeratene, aber nicht vorgeschriebene Forderungen der Armut, Keuschheit und des Gehorsams. Eingang in die Ordensgelübde.

Exerzitien (aus dem lat. exercitatio = Übung)
Geistliche Übungen zur Vertiefung und Erneuerung des persönlichen Glaubenslebens. Gestaltung durch Vorträge, den Empfang des Bußsakramentes und die Professerneuerung.

Gelübde
Ein feierliches an oder bei Gott gegebenes Versprechen der Bindung an eine Ordensgemeinschaft, um für den Dienst an Gott und den Menschen frei zu sein (Armut, Gehorsam, Keuschheit). In der Regel werden Gelübde auf drei Jahre versprochen (zeitliche Gelübde), danach als Lebensentscheidung.

Generalat
Oberste Leitung eines Ordensverbandes. An der Spitze steht der Generalobere, der durch das Generalkapitel gewählt wird. Das Generalkapitel ist die höchste beschlussfassende Instanz einer Ordensgemeinschaft und wird in regelmäßigen Abständen einberufen.

Habit (aus dem lat. habitus = Aussehen, Haltung, Kleidung)
Langes Ordensgewand. Äußeres Zeichen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ordensgemeinschaft.

Insignien (aus dem lat. insignia = Kennzeichen)
Öffentliche Zeichen eines Amtes oder einer Würde.

Keuschheit
Ehelosigkeit, Jungfräulichkeit. Heute Erweiterung des Begriffes auf Treue, Liebe und Ehrfurcht.

Das Kloster Weltenburg liegt malerisch an der Donau.
Bild: ©vieraugen/Fotolia.com

Die Lage des Klosters Weltenburg unmittelbar am Wasser ist für die Abtei Fluch und Segen zugleich. Diverse Hochwasser haben die Benediktinermönche schon oft an den Rand der Verzweiflung gebracht haben.

Klausur (aus dem lat. claustra = Verschluss, Sperre, Schranke)
Abgeschlossener Bereich innerhalb eines Klosters, der den Ordensleuten vorbehalten ist. Zeichen der Trennung und Abgeschlossenheit von der Welt.

Kloster
Ursprünglich von einer Mauer umgebene Gebäudegruppe bestehend aus Kirche, Wohnräumen und Wirtschaftsgebäuden. Gemeinsamer Aufenthaltsort von Mitgliedern einer geistlichen Gemeinschaft, die im Kloster nach einer Regel leben.

Kommunität (aus dem lat. communio = Gemeinschaft)
Lebensgemeinschaft von Ordenschristen an einem Ort. Häufige Verwendung für ordensähnliche evangelische Gemeinschaften.

Komplet (aus dem lat. completus = vollständig, abgeschlossen)
Abend- und Schlussgebet als Abschluss der katholischen kirchlichen Tageszeiten.

Kongregation (aus dem lat. congregatio = Versammlung, Vereinigung)
Zusammenschluss von Klöstern der alten Mönchs- oder Chorherrenorden. Auch: kirchliche Vereinigung von Männern oder Frauen mit einfachen Gelübden zur Erfüllung kirchlich-sozialer Aufgaben. Nur kirchenrechtliche Unterscheidung von einem Orden.

Konstitutionen (aus dem lat. constitutio = Verfassung, Zustand)
Verbindliche Richtlinien für das Ordensleben. Selbsterstellung durch den Orden, Rechtsgültigkeit durch Bestätigung des Bischofs oder Papstes.

Konvent (aus dem lat. conventus = Zusammenkunft)
Gesamtheit der Mitglieder einer Ordensgemeinschaft. Auch: Versammlung aller stimmberechtigten Mitglieder (Konventualen/Konventualinnen) der Gemeinschaft.

Kreuzgang
Überdeckter, meist quadratischer und künstlerisch aufwendig gestalteter Umgang um einen Hof oder kleinen Garten (Kreuzgarten) auf der Innenseite eines Klosters. Früher auch Begräbnisplatz für Konventsmitglieder.

Kukulle ( aus dem lat. cuculla = Mönchsgewand, Kutte, Kapuze am Mantel)
Teil der Mönchskleidung bestimmter Orden. Großer, weiter, sehr faltenreicher Mantel. Verschiedener Schnitt nach Orden und Verbänden.

Laudes ( aus dem lat. = Lobpreisungen)
Liturgisches Morgengebet der Kirche, Morgenlob.

Lettner (aus dem lat. lectorium = Lesepult)
Reich verzierte, hochaltarartige Trennwand aus Holz oder Stein zwischen Chorraum und Kirchenschiff, die auch begehbar gemacht und als kanzelartiges Lesepult genutzt wurde. Üblich in mittelalterlichen Kathedralen, Kloster- und Stiftskirchen.

Liturgie ( aus dem griech. liturgeia = Tun des Volkes)
Kult des Volkes. Sammelbegriff für festgelegte Gottesdienstformen der christlichen Kirchen.

Matutin (aus dem lat. matutinus = Überlegung, Nachdenken, Nachsinnen)
Teil des Stundengebetes um Mitternacht oder in den frühen Morgenstunden.

Mönch (aus dem griech. monachos = der allein Lebende)
Ein allein oder in klösterlicher Gemeinschaft lebender Ordenschrist.

Nekrologien (aus dem griech. nekros = tot, gestorben)
Kalenderartige Verzeichnisse, in denen die Namen der verstorbenen Mitglieder eines Klosters verzeichnet sind.

Non (aus dem lat. nona hora = neunte Stunde)
Chorgebet zur neunten Stunde (15 Uhr).

Nonne
Bezeichnung für weibliches Mitglied einer klösterlichen Gemeinschaft. Ursprünglich: gottgeweihte Jungfrau, die in einer weiblichen Ordensgemeinschaft lebt.

Noviziat (aus dem lat. novicius = Neuling)
Vom katholischen Kirchenrecht geforderte Zeit der Vorbereitung und Erprobung des Ordenslebens, Dauer im allgemeinen zwei Jahre.

Oberer/Oberin
Vorsteher/in einer klösterlichen Gemeinschaft.

Oekonomie
Wirtschaftsbereich eines Klosters.

ora et labora (aus dem lat. = "Bete und arbeite")
Bekannter Grunsatz aus der Ordensregel des Heiligen Benedikt.

Orden, Ordensstand (aus dem lat. ordo = Ordnung, Stand, Regel)
Dauernde Art freiwilligen Zusammenlebens in einer geistlichen Gemeinschaft unter Anerkennung bestimmter Ordensregeln. Bestätigung geistlicher Orden durch Bischof oder Papst.

Parlatorium (aus dem lat. = Sprechraum)
Sprechraum in Klöstern.

Postulat (aus dem lat. postulatio = Forderung, Gesuch)
Eine dem Noviziat vorausgehende Probezeit zum Kennenlernen des klösterlichen Lebens.

Präzedenz (aus dem lat. praecedere = fortschreiten, vorangehen)
Rangfolge der Mitglieder einer Ordensgemeinschaft, geordnet nach Eintrittsalter und Ämtern.

Prälat (aus dem lat. praelatus = Vorsteher, Vorgesetzter)
Abt oder regierender Prior bei den Mönchs- und Chorherrenorden.

Prim (aus dem lat. prima hora = erste Stunde)
Chorgebet zur ersten Stunde (6 Uhr).

Prior (aus dem lat. prior = der Erstere)
Zweiter Oberer und Stellvertreter des Abtes.

Profess (aus dem lat. profiteri = versprechen, bekennen)
Öffentliche Ablegung der Gelübde in einem Orden, zeitlicher Profess (auf drei bis fünf Jahre) und ewiger Profess (auf Lebenszeit).

Refektorium (aus dem lat. reficere = wieder herstellen)
Speisesaal in einem Kloster.

Reichsabtei/Reichsstift
Abtei, die unter dem Schutz des Königs/Kaisers stand.

Senior (aus dem lat. senior = Greis, Ältester)
Ältestes Mitglied einer Klostergemeinschaft.

Sext (aus dem lat. sextus = sechs)
Chorgebet zur sechsten Stunde (12 Uhr).

Silentium (aus dem lat. Schweigen, Stille)
Durch Ordensregel und Gewohnheit festgelegte Stille für Zeiten und Orte im klösterlichen Leben.

Stundengebet (auch Breviergebet)
In der katholischen Kirche Ordensleuten vorgeschriebenes Gebet zu bestimmten Tageszeiten.

Terz (aus dem lat. tertius = drei)
Chorgebet zur dritten Stunde (9 Uhr).

Tischlesung
Verlesen eines Abschnitts aus der Heiligen Schrift oder der Ordensregel während gemeinsamer Mahlzeiten, die ansonsten schweigend eingenommen werden. Unterschiedliche Gestaltung in den verschiedenen Ordensgemeinschaften.

Tonsur (aus dem lat. tonsura = das Scheren)
Abschneiden von Haaren am Hinterkopf als symbolisches Zeichen der Zugehörigkeit zum Klerikerstand. Seit dem II. Vatikanischen Konzil nicht mehr üblich.

Vesper (aus dem lat. vespera = der Abend)
Liturgischer Abendgottesdienst in der Kirche.

Vigil (aus dem lat. vigilia = Nacht-/Wache)
Nächtliche Gebetszeit. Wurde in der Entwicklung immer weiter vorverlegt bis hin zur Matutin.

Zelle (aus dem lat. cella = Kammer, Gemach)
Zimmer eines Ordensmitgliedes in einem Kloster.

Zölibat (aus dem lat. caelebs = ehelos, unverheiratet)
Geistlicher Ritus, in der katholischen Kirche nicht zu heiraten und in Keuschheit zu leben.

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Von einer "geistlichen Landkarte" über Erläuterungen zu einzelnen Ordensgemeinschaften bis hin zu aktuellen Informationen: Die Homepage der Ordensobernkonferenz bietet umfangreiche Informationen rund um Orden und Klöster in Deutschland.