Legendärer Lateinlehrer starb an Weihnachten

40 Jahre lang Latinist des Papstes: Reginald Foster ist tot

Veröffentlicht am 27.12.2020 um 12:03 Uhr – Lesedauer: 

Greenfield ‐ 40 Jahre lang war Reginald Foster Übersetzer der Päpste – als Lateinlehrer prägte er wie kein zweiter Generationen von Schülern der alten Sprachen, die er zum Leben erweckte. Nun ist er im Alter von 81 Jahren gestorben.

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Der langjährige Vatikan-Latinist und Lateinlehrer Reginald Foster ist tot. Der Karmeliter starb am Morgen des Weihnachtstags im Alter von 81 Jahren, wie sein Kollege Daniel McCarthy OSB auf der Webseite Fosters mitteilte. Foster arbeitete von 1970 bis 2009 im Amt für lateinische Briefe im vatikanischen Staatssekretariat und war für seine Lateinkurse an der päpstlichen Universität Gregoriana und später an seiner eigenen Academia Romae Latinitatis bekannt. Zu seinen Aufgaben als päpstlicher Lateinsekretär gehörten die Übersetzung wichtiger Texte des Lehramtes ebenso wie die von Straßenschildern im Vatikan. Wöchentlich lief auf "Radio Vatikan" sein Programm "The Latin Lover". Auch nach seiner Pensionierung 2009 unterrichtete er in seiner Heimat Milwaukee an der dortigen Universität Latein, später aus dem Pflegeheim in Greenfield (Wisconsin), in dem er bis zuletzt lebte.

Der Karmeliter hatte nach eigener Aussage schon als Kind nur drei Wünsche: Er wolle Priester werden, Karmeliter – und sich mit Latein beschäftigen. Bereits mit 13 Jahren trat der Sohn aus einer Klempnerfamilie aus Wisconsin in ein Knabenseminar ein. Ab 1962 war er, zunächst als Student, in Rom. Besonders bekannt war Foster für seine Lehrmethode, Latein als lebendige Sprache insbesondere in mehrwöchigen Sommerkursen zu lehren, mit der er Generationen von Latinisten beeinflusste. Seine Methode und seinen besonderen Zugang zur lateinischen Sprache präsentierte der Cicero-Kenner in dem Lehrbuch "Ossa Latinitatis Sola" ("Latein bis auf die Knochen"). Darin wendet sich Foster mit seinem Mitautor McCarthy gegen ein formelhaftes Auswendiglernen grammatikalischer Formen und Regeln und regt stattdessen dazu an, lateinische Texte Schritt für Schritt als Literatur und lebendige Sprache zu erschließen. Zudem wirkte Foster am von der päpstlichen Stiftung "Latinitas" herausgegebenen "Lexicon recentis Latinitatis" mit, einem Wörterbuch mit lateinischen Übersetzungen moderner Begriffe wie Computer ("instrumentum computatorium"), Twitter ("breviloquentia") oder Rock'n'Roll ("tumultuatio").

Foster galt als Asket ohne große persönliche Bedürfnisse. Statt seiner Ordenstracht trug er einfache Alltagskleidung; für seine Lateinkurse hatte er nie Geld verlangt; bei den Schweizergardisten hatte er deshalb den Spitznamen "il benzinaio", "Tankwart". Seine Lateinstunden schloss er oft mit einem Zitat aus Vergils Eklogen: "Sat prata biberunt" – "Genug haben die Wiesen getrunken". (fxn)