Vergangene Jahre seien wegen "Krise der Kirche" schwieriger geworden

Weihbischof Theurillat nach Rücktritt: Man muss loslassen können

Veröffentlicht am 10.02.2021 um 11:27 Uhr – Lesedauer: 

Solothurn ‐ Der Papst solle die "Frauenfrage" nicht allein lösen, sonst drohe ein Schisma, hatte der Basler Weihbischof Denis Theurillat im September verkündet. Nun hat Franziskus seinen vorzeitigen Rücktritt angenommen – aus gesundheitlichen Gründen.

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Der Basler Weihbischof Denis Theurillat ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. "Mein Sturz war ein Zeichen, ernsthaft über den Rücktritt nachzudenken", sagte Theurillat dem Schweizer Internet-Portal "kath.ch" am Dienstag. Nach dem Unfall im vergangenen Herbst, bei dem er sich einen Arm gebrochen hatte, sei ihm klar geworden, "dass die Zeit gekommen ist, leiser zu treten und an eine neue Etappe in meinem Leben zu denken." Die vergangenen Jahre seien "aufgrund der Krise der Kirche und den damit verbundenen Spannungsfeldern" schwieriger geworden und das Reisen habe aufgrund der Größe des Bistums viel Zeit in Anspruch genommen, sagte der 70-Jährige.

Er schätze die Kirche in der Schweiz über alles, "aber die Strukturen sind komplex und manchmal schwer zu tragen. So kann die Entwicklung nur langsam vorwärts gehen", sagte der emeritierte Weihbischof. In Richtung der katholischen Frauen riet er: "Es braucht Zeit, aber es kommt gut. Und vergesst die frohe Botschaft nicht!"

Im vergangenen September hatte Theurillat sich öffentlich für ein Konzil zur Debatte über die Weihe von Frauen in der katholischen Kirche ausgesprochen. "Die Fakten liegen auf dem Tisch, die Zeit ist reif. Alle Bischöfe der Welt sollten zusammenkommen und entscheiden: Ja oder Nein", sagte er in einem Interview zu seinem 70. Geburtstag. Die "Frauenfrage" solle Papst Franziskus nicht allein regeln. "Sonst erleben wir ein Schisma." Am Konzil würde er gerne als Bischof teilnehmen, sagte Theurillat. "Und falls ich das nicht mehr erlebe, schaue ich halt vom Himmel aus zu."

"Den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist immer schwierig"

Angesprochen auf den Zeitpunkt seines Rücktritts sagte er: "Den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist immer schwierig. Manchmal spürt man einfach, dass die Zeit reif geworden ist." Er habe nicht auf einen neuen Termin für den Ad-limina-Besuch der Schweizer Bischöfe warten wollen, der bereits im vergangenen Januar stattfinden sollte, aber wegen der Corona-Pandemie verschoben wurde. "Ein neuer Termin ist nicht in Sicht. Man muss loslassen können", so Theurillat.

Er freue sich darauf, im Ruhestand mehr Zeit für das Gebet, das Studium und eine "Présence gratuite" bei den Menschen zu haben. "'Das Evangelium wagen', das ist mein Wahlspruch, der mein Leben führt. Ich freue mich sehr darüber, mehr Zeit zu haben, um das Evangelium zu öffnen, das Wort Jesu zu empfangen und es immer mehr umzusetzen."

Künftig wird Theurillat Seelsorger bei der franziskanischen Schwesterngemeinschaft im Kloster Baldegg. Papst Franziskus hatte den Rücktritt des Weihbischofs am Montag angenommen. (cbr)