Bischof Genn zu Reformen: Schnelle Entscheidungen überfordern alle

Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat angesichts von Forderungen nach Reformen in der Kirche zu mehr Geduld aufgerufen. "Ganz schnelle Entscheidungen" seien für alle Seiten eine Überforderung, sagte Genn in einem Interview des WDR-Fernsehens am Donnerstag. Er könne die Ungeduld vieler Menschen verstehen, doch die Reform-Vorschläge, etwa der Initiative "Maria 2.0", würden beim Synodalen Weg behandelt. Dazu befinde man sich in Kontakt mit dem Vatikan, obwohl die Gespräche dort aufgrund der Corona-Pandemie aktuell schwierig zu führen seien.
Genn lobte den Studientag zu Kirchenaustritten bei der gestern zu Ende gegangenen digitalen Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Die Beratungen zum Thema seien sehr gut gewesen, doch niemand habe "die Lösung in der Tasche". Man müsse die Gründe für die Kirchenaustritte weiter untersuchen, so wie es etwa in seinem Bistum Münster mit einer "Zufriedenheitsstudie" im Jahr 2015 bereits geschehen sei. "Wir haben daraus Folgerungen gezogen", die man umzusetzen versuche.
Frauenförderung sei "persönliches Anliegen" Bischof Genns
Die Frauenförderung in der Kirche sei ihm ein "persönliches Anliegen", so Genn. In seinem Bistum versuche er, Leitungspositionen mit Frauen zu besetzen. Für die jüngst geschaffene Stelle eines Kanzlers als Verwaltungschef wurde jedoch ein Mann ausgewählt.
Die Kirche befindet sich wegen steigender Austrittszahlen in einer Krise. In Köln sind die Termine für einen Kirchenaustritt beim Amtsgericht seit Monaten ausgebucht. Im dortigen Erzbistum steht Kardinal Rainer Maria Woelki wegen seines Umgangs mit zwei Gutachten zur Vertuschung von kirchlichen Missbrauchsfällen in der Kritik. (rom)