"Wir verwahren uns gegen die Vorverurteilung Pater Josef Kentenichs"

Schönstätter Marienschwestern gehen rechtlich gegen Kentenich-Buch vor

Veröffentlicht am 07.03.2021 um 08:45 Uhr – Lesedauer: 

Vallendar ‐ Nächste Runde im Streit um die Missbrauchsvorwürfe gegen Schönstatt-Gründer Pater Josef Kentenich: Die Schönstätter Marienschwestern gehen juristisch gegen das Buch "Vater darf das" der Autorin Alexandra von Teuffenbach vor.

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Das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern geht juristisch gegen das Buch "Vater darf das" über den Schönstatt-Gründer Pater Josef Kentenich vor. Man habe nach Erscheinen des Buchs rechtliche Schritte gegen die Autorin Alexandra von Teuffenbach und den Verlag Traugott Bautz eingeleitet, teilte die Schönstatt-Bewegung am Samstag auf ihrer Internetseite mit. "Wir verwahren uns gegen die Vorverurteilung Pater Josef Kentenichs durch dieses Buch", heißt es wörtlich in der von Generaloberin M. Aleja Slaughter und Generaldirektor Bernd Biberger unterzeichneten Erklärung.

Die Autorin und der Verlag seien aufgefordert worden, Beschuldigungen zu unterlassen, seien dem aber nicht nachgekommen. Daraufhin habe man einen Antrag auf einstweilige Verfügung gestellt, damit "Äußerungen im oben genannten Sinn" untersagt werden sollten. Über den Antrag sei noch nicht entschieden worden. Dass man nicht schon vorher gegen die Behauptungen der Autorin vorgegangen sei, hänge mit der Frage der Klagebefugnis zusammen. "Hierzu müssen wir als berechtigt angesehen werden, die postmortalen Persönlichkeitsrechte von Pater Kentenich geltend zu machen", so die Bewegung. Das angerufene Gericht habe nun signalisiert, dass eine solche Legitimation der Schönstätter Marienschwestern in Betracht komme.

Bistum Trier ändert Verfahren zur Untersuchung der Vorwürfe

Neben diesem juristischen Schritt unterstütze man alle Anstrengungen, "die zur historischen Aufarbeitung und Klärung unternommen werden und stellen den verschiedenen Kommissionen alle dafür relevanten Archivdokumente unserer Gemeinschaft zur Verfügung". Dies gelte insbesondere für die von Triers Bischof Stephan Ackermann eingesetzte Expertengruppe, so die Marienschwestern.

Das Bistum Trier hatte am Freitag mitgeteilt, dass es das Vorgehen zur Untersuchung der Vorwürfe gegen Kentenich ändert. Anstelle einer Historikerkommission soll nun eine Expertengruppe den Fall prüfen. Das biete "mehr Möglichkeiten", denn eine im Rahmen des Verfahrens zur Seligsprechung eingesetzte Historikerkommission müsse den Vorgaben des Vatikan folgen. Dazu zähle etwa Geheimhaltung. Ziel des neuen Verfahrens sei es aber, "möglichst transparent vorzugehen und auch über Ergebnisse sprechen zu können", betonte Ackermann.

Manipulation, Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe

Im Sommer vergangenen Jahres waren Vorwürfe gegen den Gründer der Schönstatt-Bewegung erhoben worden. Die in Rom tätige Kirchenhistorikerin von Teuffenbach wirft Pater Kentenich systematische Manipulation, Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe vor. Sie stützt sich dabei unter anderem auf neu zugängliche Dokumente aus der Zeit des Pontifikats von Papst Pius XII. (1939-1958). Ihre Anschuldigungen hat sie in dem Buch "Vater darf das" veröffentlicht. Darin schildern mehrere Marienschwestern einen fragwürdigen Führungsstil des Gründervaters sowie unzulässige Beichtpraktiken und körperliche Berührungen.

Für Kentenich läuft seit 1975 ein Seligsprechungsverfahren. Bekannt ist, dass er nach einem Prüfverfahren des Vatikan 1951 ins Exil in die USA geschickt wurde und 1965 nach Schönstatt zurückkehrte. Diese Schritte werden allerdings unterschiedlich bewertet. Die Schönstatt-Bewegung ist eine geistliche Gemeinschaft, der sich eigenen Angaben zufolge bundesweit rund 20.000 Menschen zugehörig fühlen. Gegründet wurde sie 1914 in Schönstatt, einem Stadtteil von Vallendar bei Koblenz. Nach dem Zweiten Weltkrieg breitete sich die Bewegung international aus.

Teuffenbach äußert sich zu juristischen Schritten gegen ihr Buch

Alexandra von Teuffenbach äußerte sich am Sonntagmittag zu den rechtlichen Schritten gegen ihr Buch. Gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) warf sie den Schönstätter Marienschwestern vor, "rechtmäßig veröffentlichte Quellen" einer wissenschaftlichen Arbeit verbieten zu wollen. Sie sehe darin den verzweifelten Versuch, die Wahrheit über den Gründer weiterhin "unter den Teppich zu kehren". Dabei werde das "schwere Leid" übersehen, das die damaligen Mitschwestern erlitten hätten. Weiter betonte die Autorin, dass ihre Arbeit durch das Vorgehen von Schönstatt nicht beeinträchtigt werde. "Das Material habe ich", sagte sie. Und das nächste Buch über Kentenich sei bereits "ganz normal" in Vorbereitung. Sie sehe sich "der historischen Wahrheit verpflichtet". (stz)

07.03.2021, 13:30 Uhr: ergänzt um die Stellungnahme von Alexandra von Teuffenbach