Daniel Bogner fordert "Revolution der Kirche"

Theologe ruft Katholiken zu "pastoralem Ungehorsam" auf

Veröffentlicht am 15.03.2021 um 12:04 Uhr – Lesedauer: 

Fribourg ‐ Wie kann die Kirche aus der Krise herausfinden, in der sie aktuell steckt? Der Theologe Daniel Bogner glaubt, dass dazu eine "Revolution" notwendig ist. Er hat konkrete Forderungen an Gläubige, Priester und Bischöfe.

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Der Theologe Daniel Bogner hat alle Katholiken zu "pastoralem Ungehorsam" aufgerufen. "Es wäre wichtig, dass die Kirchenmitglieder ihren Schäfchen-Gehorsam ablegen", sagte Bogner dem Nachrichtenportal "t-online" am Sonntag. Angesichts des Reformstaus in der Kirche sollten Gläubige "die Platzanweisung verweigern, die ihnen vom System gegeben wird". Bogner, der in Fribourg/Schweiz Professor für Moraltheologie und Ethik ist, sprach sich für einen "theologischen Warnstreik" aus: "Wir brauchen eine Revolution der Kirche."

Als konkrete Schritte schlug Bogner vor, dass für die Kirche arbeitende Frauen Aufgaben verweigern könnten, die sie "ins zweite Glied verweisen". Priester hätten zudem die Möglichkeit, gegenüber ihren Bischöfen aufzubegehren. "Das hätte Gewicht!" Bogner sprach sich für einen "dritten Weg" neben Kirchenaustritt und unkritischem Verbleib in der Kirche aus. "Die Doppelbotschaft muss aber sein: Wir wollen Kirche bleiben, aber nicht so wie bisher." So würde ein Zeichen gesetzt. Kirchenaustritte bestärkten jedoch "die Hardliner, die drinbleiben, alles noch starrer zu interpretieren". Manchmal wünsche er sich auch eine "kreative Zerstörung" der Kirche, so Bogner unter Bezugnahme auf einen Ausspruch des Wirtschaftswissenschaftlers Joseph Schumpeter.

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Nach Ansicht von Bogner benötigt die Kirche eine Reform ihrer Verfassung, die etwa demokratische Mitbestimmung, Gewaltenteilung und Machtkontrolle garantiere. Für die Umsetzung gebe es jedoch keinen "Masterplan für die Kirche". Er vermisse, dass sich Bischöfe "proaktiv" und untereinander abgestimmt für Reformen einsetzen würden: "Warum können sich reformwillige deutsche Bischöfe nicht mit ihren Amtsbrüdern aus anderen Ländern kurzschließen? Die Probleme gibt es schließlich auf allen Kontinenten." Um die Oberhirten zum Handeln zu bewegen, brauche es seitens der Gläubigen "den starken Druck von unten".

Zudem sprach sich Bogner für die Weihe von Priesterinnen aus. Es gebe gute theologische Gründe gegen den Ausschluss von Frauen beim Weihesakrament und es sei ein Zeichen theologischer Demut anzuerkennen, dass nicht nur Männer Christus repräsentieren könnten. Gleichzeitig lobte der Theologe den Zölibat als Charisma, "das in einer für andere guttuenden Weise" in die Kirche eingebracht werden könne. Ein Zwang zu diesem Leben funktioniere jedoch nicht, weshalb der Pflichtzölibat aufgehoben werden müsse. Bogner lehr seit 2014 als Professor in Fribourg und veröffentlichte vor zwei Jahren das Buch "Ihr macht uns die Kirche kaputt...doch wir lassen das nicht zu!". (rom)