ZdK-Präsident Sternberg: "Die Türen stehen offen"

ÖKT: Gegenseitige Mahleinladung trotz Vatikan-Absage

Veröffentlicht am 16.03.2021 um 12:10 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Im Mai sollen beim 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt Christen gemeinsam feiern – wenn es nach den Veranstaltern geht auch Abendmahl und Eucharistie. "Die Türen stehen offen", betont ZdK-Präsident Thomas Sternberg.

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Der 3. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt will ein Zeichen für Einladungen zu Mahlfeiern an Christen verschiedener Konfessionen setzen. Sie hätten die Gelegenheit, am 15. Mai in die Kirchen anderer christlicher Gemeinden "einzutreten, unterschiedliche Traditionen kennenzulernen und – dem eigenen Gewissen folgend – das lebendige Gedächtnis Jesu Christi mitzufeiern", heißt es in einer Pressemitteilung des ÖKT am Dienstag. "Wir vertrauen darauf, dass Jesus Christus – wie er uns zugesagt hat – in der Feier des Abendmahls und in der Feier der Eucharistie wahrhaftig und wirksam gegenwärtig ist."

Christliche Gemeinden in Frankfurt würden vom 13. bis 16. Mai ihre Türen öffnen, "im Bewusstsein, dass Jesus Christus einlädt zu Abendmahl und Eucharistie". Andere christliche Gemeinden in Deutschland sollten sich nach dem Wunsch der Veranstalter diesem Beispiel anschließen. Man vertraue auf "die Sogwirkung, die die Einladung Jesu Christi hat".

Sattler: An Gestaltung der Gottesdienste hat sich nichts geändert

Von Beginn an sei klar gewesen, dass man beim ÖKT keine Interzelebration, also keine gemeinsame Messfeier durch Geistliche verschiedener Konfessionen ansteuern wollte, sagte die katholische Theologin Dorothea Sattler, die Mitglied im ÖKT-Präsidium ist, bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Auslöser dafür sei nicht erst ein Brief von Bischof Georg Bätzing gewesen. "An der Gestaltung der konfessionellen Gottesdienste, die ganz im Sinne von 'Gemeinsam am Tisch des Herrn' stehen, hat sich nicht geändert", sagte sie im Hinblick auf die Einwände des Vatikan auf das Papier des Ökumenischen Arbeitskreises katholischer und evangelischer Theologen. Verändert habe sich stattdessen die Dringlichkeit, mit der über die verbliebenen Differenzen diskutiert werden müsse. 

In der aktuellen Zeit der Polarisierung sei der Austausch wichtig. "Es reicht einfach nicht mehr aus, nur Nein zu sagen", so Sattler weiter. "Die Argumente sind da und sie werden ihre Wirkungsgeschichte haben, da bin ich sehr zuversichtlich." Mit disziplinarischen Maßnahmen oder einem Eklat, weil Christen ihrem Gewissen und an der Eucharistie oder dem Abendmahl einer anderen Konfession teilnehmen würden, rechne sie nicht. "Insofern meine ich, sind wir da sehr entspannt unterwegs", so Sattler. Durch den ÖKT sei medial präsent und erfahrbar, was viele konfessionsverbindende Paare ständig erlebten.

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Der evangelische Theologe und ÖKT-Präsidiumsmitglied Christoph Markschies betonte, dass es für ökumenischen Fortschritte Geduld brauche. "Man kann nicht von ökumenischer Sensibilität sprechen, wenn man von der anderen Seite fordert, sich anzupassen", so Markschies. Eine konkrete Zielvorgabe sei für Partnerschaften wie für die Ökumene allerdings problematisch. Es sei bereits ein Fortschritt, dass "parallel gefeierte Gottesdienste aufeinander bezogen" seien. Er fügte hinzu: "Mehr ist denkbar, mehr ist nötig, an mehr wird gearbeitet."

"Auf der Grundlage des Gemeinsamen Zeugnisses können wir unsere Gewissensentscheidung treffen. Die Türen stehen offen", sagte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sowie der des 3. ÖKT laut Pressemitteilung. Dessen Präsidentin Bettina Limperg ergänzte: "Die Einladung durch Jesus Christus selbst überwindet das Festhalten am Trennenden der christlichen Konfessionen. Die geöffneten Türen und der für alle Getauften gedeckte Tische des Herrn betonen das gemeinsame Zeugnis als Grundlage unserer christlichen Existenz."

Vatikan hatte gegenseitiger Mahleinladung Absage erteilt

Der Vatikan hat gegenseitigen Mahleinladungen von Katholiken und Protestanten eine theologisch begründete Absage erteilt. Die Unterschiede im Eucharistie- und Amtsverständnis seien "noch so gewichtig", dass sie eine Teilnahme katholischer und evangelischer Christen an der Feier der jeweils anderen Konfession derzeit ausschlössen. Auch für eine "individuelle Gewissensentscheidung" gebe es keine Grundlage, teilte die Glaubenskongregation im vergangenen September mit. Sie reagierte damit auf ein gemeinsames Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) zur wechselseitigen Teilnahme an Abendmahl und Eucharistie. Dieses Modell sollte beim ÖKT Anwendung finden.

Auf der Internetseite des ÖKT werde am 15. Mai ein katholischer, ein evangelischer und ein evangelisch-freikirchlicher Gottesdienst sowie eine orthodoxe Vesper übertragen. Ein Materialheft soll zusätzlich "ökumenisch sensible" Gottesdienste in vielen Gemeinden Deutschland ermöglichen. Links zu den Livestreams dieser Gottesdienste sollen ebenfalls auf der Internetseite veröffentlicht werden. 

Der Ökumenische Kirchentag wird gemeinsam vom ZdK und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag organisiert und findet zum dritten Mal statt. Der erste ÖKT fand 2003 in Berlin, der zweite 2010 in München statt. Aufgrund der Corona-Pandemie wird der ÖKT in diesem Jahr digital und dezentral begangen. (cbr)

16.03.21, 13.35 Uhr: Ergänzt um weitere Details aus Pressekonferenz