Am Palmsonntag im Gefängnis übergeben

Papst soll Brief an Wikileaks-Gründer Assange geschickt haben

Veröffentlicht am 30.03.2021 um 11:34 Uhr – Lesedauer: 

London ‐ Mit seiner Enthüllungsplattform "Wikileaks" hat Julian Assange Belege für US-Kriegsverbrechen veröffentlicht – doch im Gefängnis sitzt er, nicht die mutmaßlichen Täter. Nun hat ihm anscheinend Papst Franziskus Mut zugesprochen.

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Der Gründer von Wikileaks, Julian Assange, soll im Gefängnis eine Nachricht von Papst Franziskus erhalten haben. Laut einem Tweet seiner Verlobten Stella Moris habe er am Palmsonntag eine "freundliche persönliche Nachricht von Papst Franziskus" durch den Gefängnisseelsorger erhalten. Zum Inhalt der Nachricht sagte sie nichts. Gegenüber katholisch.de bestätigte das Presseamt des Heiligen Stuhls die Nachricht nicht. Es sei nicht die Gewohnheit des Pressesaals, private Gespräche des Heiligen Vaters zu kommentieren, hieß es am Dienstag aus dem Vatikan.

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"Unsere Familie möchte den vielen Katholiken und anderen Christen, die sich für seine Freiheit einsetzen, unseren Dank aussprechen", schrieb Moris in ihrem Tweet weiter. Assange ist Gründer der Enthüllungsplattform "Wikileaks", die unter anderem Belege für mutmaßliche Kriegsverbrechen der US-Armee veröffentlicht hat. Er befindet sich derzeit in Großbritannien im Gefängnis, wo er aufgrund eines Auslieferungsantrags der USA festgehalten wird. Die Vereinigten Staaten werfen ihm unter anderem Spionage vor. Bei einer Auslieferung drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft und schlimmstenfalls die Todesstrafe. Im Januar hatte ein britisches Gericht aufgrund seines Gesundheitszustands eine Auslieferung zwar abgelehnt, die USA haben jedoch Rechtsmittel gegen die Entscheidung angekündigt.

Kritik von Menschenrechtsorganisationen und Journalistenverbänden

Weltweit haben sich Menschenrechtsorganisationen und Journalistenverbände für Assange eingesetzt. Bereits 2019 hatte der Deutsche Journalistenverband (DJV) die Freilassung Assanges gefordert. "Dem Wikileaks-Gründer wird etwas vorgeworfen, was nicht als strafbare Handlung geahndet werden darf: Beihilfe zum Landesverrat durch Veröffentlichungen", so der DJV-Vorsitzende Frank Überall. Auch die Deutsche Journalisten-Union (dju) kritisierte die Verfolgung Assanges. "Unabhängig davon, was man von der Person Assange hält: die Wikileaks-Veröffentlichungen sind vollumfänglich durch die Pressefreiheit gedeckt. Seine Auslieferung würde ein verheerendes Signal senden", so die dju-Vorsitzende Tina Groll. Am Montag hatte der UN-Sonderberichterstatter über Folter Nils Melzer seine Vorwürfe gegen Großbritannien und die USA erneuert. Seit Jahren werde Assange neben psychologischer Folter "systematisch schweren Verfahrensfehlern ausgesetzt" und als Verräter sowie Spion abgestempelt, so Melzer bei einer Veranstaltung der Linkspartei.

Der Papst schreibt regelmäßig Briefe an Gefangene, über die der Vatikan keine Auskunft gibt. So berichtete etwa Brasiliens ehemaliger Präsident Lula da Silva von einem Brief des Papstes, den er während seiner Haft aufgrund von Korruptionsvorwürfen erhalten habe. Derartige Briefe werden von Vatikankennern als humanitäre Gesten eingeordnet und stellen keine politischen Meinungsäußerungen des Heiligen Stuhls dar. (fxn)