Diakon: Kirchenaustritt von Pastoralreferentin vollkommen überraschend

Mit ihrem Kirchenaustritt hat die Pastoralreferentin Eva Wawrzyniak die Potsdamer katholische Propsteigemeinde Sankt Peter und Paul nach Einschätzung des Theologen und Religionswissenschaftlers Johann Evangelist Hafner "komplett überrascht". Ihre Entscheidung habe "nichts angedeutet", sagte Hafner am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Er bedauerte, dass die studierte Theologin ihre Austrittsgründe außer auf einer inzwischen entfernten Mitteilung auf der Internetseite der Propsteigemeinde nicht ausführlicher erläutert habe. Hafner ist Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Christentum an der Universität Potsdam. Er engagiert sich nebenberuflich als Ständiger Diakon in der Propsteigemeinde.
Wawrzyniak hatte ihren Austritt unter anderem damit begründet, dass Frauen in der katholischen Kirche nicht zu sakramentalen Ämtern zugelassen sind. Hafner erklärte, diese Kritik teilten auch viele andere engagierte Christen in Brandenburgs größter katholischer Kirchengemeinde. Auch sie litten zudem unter dem Missbrauchsskandal und der Verweigerung eines kirchlichen Segens für gleichgeschlechtliche Paare.
"Keine Möglichkeit der Rückfrage"
Er hätte sich aber gewünscht, dass sich Wawrzyniak in der Propsteigemeinde und der Katholischen Studierendengemeinde der Landeshauptstadt, für die sie zuständig war, vor ihrem Weggang ausführlicher zu ihren Beweggründen äußert. So habe es "keine Möglichkeit der Rückfrage" gegeben.
Wawrzyniak war im Auftrag des Erzbistums Berlin seit 2016 mit je einer halben Stelle außer für die Studierendengemeinde auch für die "Stadtkirchenarbeit" zuständig. So bildete sie Kräfte für Führungen durch die Propsteikirche aus, die vor der Corona-Pandemie jährlich rund 200.000 Besucher hatte. Mit evangelischen Geistlichen in Potsdam arbeitete sie etwa bei öffentlichen Gedenkveranstaltungen zusammen.
Wawrzyniak hatte ihren Kirchenaustritt vor einer Woche bekannt gegeben. "Nach langer Zeit unguter Kompromisse und intensiver Suche weiß ich heute, dass ich nicht mehr an die katholische Kirche glaube, noch an den Gott, den sie Tag für Tag in ihren Taten verkündet", erklärte sie auf der Homepage der Propsteigemeinde. Das Erzbistum Berlin hatte die Nachricht vom Kirchenaustritt der Pastoralreferentin "mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen", wie der Pressesprecher der Erzdiözese, Stefan Förner, auf Anfrage von katholisch.de mitteilte. Auf seinem persönlichen Twitteraccount hatte Förner zuvor mit Blick auf den Austritt der Seelsorgerin geschrieben: "Kann nicht sagen, dass mich das kalt lässt." (tmg/KNA)