Benediktinerin plädiert für "Katholischsein im besten Sinne"

Philippa Rath: In der Kirche herrscht viel Angst

Veröffentlicht am 28.05.2021 um 13:19 Uhr – Lesedauer: 

Oberursel ‐ Sie erlebe selbst Weihbischöfe, "die nicht wagen, sich in Gegenwart ihres Bischofs öffentlich und frei zu äußern": Die Benediktinerin Philippa Rath ist besorgt, dass es in der Kirche viele Ängste gibt. Doch sie habe eine andere Vision von Kirche.

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Laut der Benediktinerin Philippa Rath herrscht in der Kirche viel Angst. Sie habe in ihrer seelsorglichen Begleitung von Menschen im kirchlichen Dienst erlebt, dass es Furcht vor Ausgrenzung, Mobbing, Abmahnung und vor Kündigung gebe, sagte die Ordensschwester in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Publik-Forum". Sie erlebe "kluge und höchst kompetente" Frauen, "die für Reformen eintreten, die aber nur bis zu einer bestimmten Grenze gehen", weil sie um die Abhängigkeit von ihrem Dienstgeber Kirche wüssten. Auch beim Synodalen Weg spüre sie, "dass da Weihbischöfe, Priester, pastorale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sitzen, die nicht wagen, sich in Gegenwart ihres Bischofs öffentlich und frei zu äußern", so Rath.

Als Mittel zur Überwindung dieser Ängste braucht es nach den Worten der Ordensfrau mehr Souveränität, Offenheit und Toleranz in der Kirche sowie "Katholischsein im besten Sinne". Die Kirche verwechsele Universalität mit Uniformität. "Meine Vision von Kirche ist, dass alle ihre Meinung sagen können und trotzdem geliebt und nicht ausgegrenzt werden", betonte Rath. Diese Vorstellung speise sich auch aus ihrem Ordensleben: In ihrer Gemeinschaft dürfe jede ihre Meinung sagen und alle wichtigen Entscheidungen würden per Mehrheitsentscheid beschlossen. "Da sitzt keine Äbtissin, die sagt: Hier geht's lang, und ihr habt alle zu folgen." Ihrer Ansicht nach kann die Kirche viel von ihrem Orden lernen. "Zum Beispiel, dass Frauen hier seit 1.500 Jahren Leitungserfahrung haben und dass sie das genauso gut können wie Männer."

Buch zu Frauen-Berufungen nie so geplant

Ihr im Februar erschienenes Buch mit dem Titel "Weil Gott es so will", das Lebenszeugnisse von 150 Frauen gesammelt hat, die sich zur Priesterin oder Diakonin berufen fühlen, ist laut der Benediktinerin so nie geplant gewesen. "Allerdings bin ich heute überzeugt, dass offenbar das Wirken des Heiligen Geistes dahinterstand." Sie selbst fühle sich nicht zum Priestertum berufen, unterstrich die Ordensfrau. "Ich begleite aber auch Priester, die nicht selten mit bestimmten Aufgaben überfordert sind und mir offen sagen: Das könnte eine Frau viel besser!" Dazu zählten unter anderem Taufe, Beichte, Krankensalbung, Predigt und das kooperative Wahrnehmen von Leitungsfunktionen.

Philippa Rath war Journalistin und studierte Politologie, Theologie und Geschichte, bevor sie bei den Benediktinerinnen in Rüdesheim eintrat. Sie ist Mitglied der Vollversammlung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland und gehört dort dem Forum "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" an. (mal)