Jesuit war wegen Einsatzes für Indigene verhaftet worden

Nach Corona-Infektion im Gefängnis: Pater Stan Swamy gestorben

Veröffentlicht am 05.07.2021 um 14:17 Uhr – Lesedauer: 

Mumbai ‐ Pater Stan Swamy setzte sich für Indigene in seiner indischen Heimatprovinz ein – dafür wurde er als Terroristen-Unterstützer verfolgt. Monatelang befand er sich in Haft und steckte sich schließlich mit Corona an. Nun ist er im Krankenhaus gestorben.

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Der indische Jesuit Pater Stan Swamy ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Wie die zentraleuropäische Jesuiten-Provinz mitteilte, starb Swamy in der Nacht zum Montag im Krankenhaus an einem Herzstillstand, nachdem sich sein Gesundheitszustand am Wochenende rapide verschlechtert hatte und eine künstliche Beatmung nötig war. Swamy hatte sich in Untersuchungshaft mit dem Corona-Virus angesteckt. Der Jesuit hatte sich für die Rechte der indigenen Adivasi im Bundesstaat Jharkhand eingesetzt und war Anfang Oktober 2020 wegen des Verdachts der Unterstützung terroristischer Organisationen festgenommen worden. Die Verhaftung des unter Parkinson leidenden Swamy war international auf Protest gestoßen. Der Jesuitenorden, die indischen Bischöfe sowie zahlreiche Menschenrechtsorganisationen hatten seine Freilassung gefordert.

Der Präsident der indischen Provinziälekonferenz P. Jerome Stanislaus D'Souza SJ sprach der Familie sowie Freunden und Unterstützern die Anteilnahme des Ordens aus. "Die Gesellschaft Jesu verpflichtet sich in diesem Moment, das Vermächtnis von P. Stan in ihrer Sendung der Gerechtigkeit und Versöhnung weiterzuführen." Das Hilfswerk Missio Aachen reagierte mit großer Bestürzung auf die Nachricht vom Tod Swamys. "Wir trauern um einen außergewöhnlichen Menschen, der im lebenslangen Einsatz für sozial ausgegrenzte und indigene Bevölkerungsgruppen in Indien gestorben ist. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und auch allen Christinnen und Christen in Indien, die einen starken Glaubenszeugen verlieren", so der Präsident von Missio, Pfarrer Dirk Bingener: "Verantwortlich für seinen Tod ist staatliche Willkür. Das dürfen wir nicht vergessen." Der Vorwurf maoistisch-terroristischer Propaganda sei ein oft eingesetzter Vorwand der hindu-nationalistischen Politik in Indien, um Regierungskritiker mundtot zu machen.

Vorwürfe "unbegründet und politisch motiviert"

Gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hatte Bangalores Erzbischof Peter Machado zuvor die Vorwürfe, die zur Verhaftung Swamys geführt hatten, zurückgewiesen. Der Jesuit sei aufgrund seines jahrzehntelangen Einsatzes für die armen Stammesangehörigen in Jharkhand in Indien und insbesondere für den Schutz ihrer verfassungsmäßigen Rechte verfolgt worden. Auch das Missio bezeichnete die Vorwürfe als "unbegründet und politisch motiviert" und hatte sich mit einer Petition für seine Freilassung eingesetzt.

Swamy war Ende Mai aus dem Gefängnis ins "Holy Family Hospital" in Mumbai verlegt worden, am Tag nach seiner Aufnahme in der Klinik wurde eine Corona-Infektion diagnostiziert. Das Oberste Gericht hatte einer Behandlung von Swamy zunächst für 14 Tage zugestimmt, den Aufenthalt wegen ausbleibender Besserung dann aber verlängert. Erst nach seinem Klinikaufenthalt wollte das Gericht über seinen Antrag auf Haftaussetzung aus gesundheitlichen Gründen entscheiden. (fxn)

6.7., 8:45 Uhr: Ergänzt um Statement von Missio.