Fall von bedrängter Politikerin auf Camino hatte für Aufsehen gesorgt

Initiative soll Sicherheit von Frauen auf Jakobsweg erhöhen

Veröffentlicht am 16.08.2021 um 14:19 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Wie gefährlich ist eine Wanderung auf dem Jakobsweg für allein pilgernde Frauen? In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Berichte über Bedrängung und Gewalt. Eine Initiative soll den Camino nun sicherer machen.

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Mehrere spanische Regionalregierungen haben die Initiative "No caminas sola" ("Du gehst nicht allein") ins Leben gerufen, die die Sicherheit von Frauen auf dem Jakobsweg erhöhen soll. Jede Frau "hat ein Recht darauf, am Tag oder bei Nacht allein unterwegs zu sein, ohne sich als Opfer fühlen zu müssen", sagte ein Vertreter der Regierung der autonomen Region Kastilien und León, Javier Izquierdo, bei der Vorstellung der Kampagne, wie Medien am Wochenende berichteten. Die Bewegungsfreiheit sei ein in der spanischen Verfassung verankertes Recht, weshalb "keine Frau unvorsichtig handelt, wenn sie allein reist", sagte Izquierdo in Villalcázar de Sirga, einer Kleinstadt direkt an der als "Camino Francés" bezeichneten Route des Jakobswegs.

Im Zuge der Aktion sollen an den Abschnitten des Jakobswegs in Kastilien 500 Schilder angebracht werden, auf denen die wichtigsten Notfallrufnummern zu sehen sind. Darunter befindet sich auch die Telefonverbindung zu einem Notruf für Frauen, die Gewalt erfahren haben. Außerdem soll ein QR-Code eine schnelle Verbindung zu den Notrufen ermöglichen. Zusätzlich sollen in der Region mehrere Tausend Karten mit diesen Informationen in den Polizeidienststellen und öffentlichen Orten, wie Apotheken, verteilt werden. Ergänzend dazu ist die regionale Polizei seit diesem Jahr verstärkt auf dem Jakobsweg mit mobilen Ansprechstationen präsent. Neben Kastilien und León beteiligen sich auch die anderen autonomen Regionen, auf deren Gebiet der französische Jakobsweg verläuft, an der Aktion "No caminas sola".

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Berichte, dass allein pilgernde Frauen auf dem Jakobsweg Belästigung und Gewalt ausgesetzt gewesen waren. 2015 wurde die US-Amerikanerin Denise Thiem auf dem spanischen Pilgerweg Opfer eines Raubmordes. Zuvor galt die 41-Jährige mehrere Monate lang als vermisst. Aktuell beschäftigt die spanische Öffentlichkeit der Fall der Regionalpolitikerin Gloria Santiago, die auf dem Jakobsweg in Asturien von einem Mann verfolgt wurde, der sich währenddessen selbstbefriedigte. Als die Vizepräsidentin des Parlaments der Balearen den Notruf wählte, wurde sie dort nach eigenen Angaben gefragt, warum sie den Jakobsweg überhaupt allein gehen würde. Die zuständigen Behörden wiesen diesen Vorwurf jedoch zurück und sprachen von einem "respektvollen Umgang" während des Notrufs. (rom)

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