Sorge um Sonntagsgottesdienste nach Corona-Zeit

Liturgie-Experte fordert: Keine Liturgie "auf Sparflamme" mehr

Veröffentlicht am 02.09.2021 um 09:00 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ In der Lockdown-Zeit haben sich nicht wenige Menschen den Besuch der Sonntagsmesse abgewöhnt – das beschäftigt auch den Liturgie-Experten Marius Linnenborn. Er wünscht sich deshalb einen liturgischen Neuaufbruch. Dafür hat er auch Ideen parat.

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Der Liturgie-Experte Marius Linnenborn hat sich für einen liturgischen Neuaufbruch ausgesprochen. "Es ist jetzt sicher sinnvoll und notwendig, die Liturgie nicht mehr 'auf Sparflamme' zu feiern, sondern mit allen Gestaltungsmöglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen", sagte der Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts auf Anfrage von katholisch.de zu einem Impulspapier, das die Einrichtung herausgegeben hat. Darin werden Maßnahmen angeregt, um Gläubige nach Ende der Coronabeschränkungen wieder in Sonntagsgottesdiensten willkommen zu heißen.

Vergangene Woche hatte bereits Papst Franziskus seine Sorge um sonntägliche Präsenzgottesdienste ausgedrückt. Dieses Problem sieht auch Linnenborn: "Die Zahlen des letzten Jahres zeigen, dass die Zahl der Katholiken, die den Sonntagsgottesdienst mitfeiern, in der Corona-Pandemie um mindestens ein Drittel zurückgegangen ist, vielerorts sicher auch um die Hälfte oder sogar noch stärker." Auch wer vor Corona regelmäßig den Gottesdienst mitgefeiert habe, könne sich die Feier des Gottesdienstes abgewöhnt haben. "Digitale und gestreamte Gottesdienstfeiern können vielleicht eine Ergänzung sein, aber niemals die Feier in der Kirche ersetzen", so Linnenborn. Dabei lebe die Kirche aus der Eucharistie. "Daraus schöpft sie die Kraft für den Dienst am Nächsten und für die Verkündigung und Bezeugung des Glaubens." Momentan seien manche Verantwortliche noch zu zaghaft.

Im Papier "Einladend Gottesdienst feiern angesichts Corona" regt das Deutsche Liturgische Institut unter anderem an, Menschen bewusst zu Gottesdiensten einzuladen, neue Kommunikationswege zu nutzen und Gottesdienstbesucher wie ehrenamtlich Aktive bewusst anzusprechen. Weiterhin sollen etwa Musikprojekte aus der Lockdownzeit in den Alltag überführt und die Gottesdienstbesucher am Eingang der Kirche gezielt willkommen geheißen werden. Zudem finden sich Hinweise zur liturgischen Ästhetik, denn "durch die professionellen Gottesdienstübertragungen steigt der Anspruch an qualitativ gut gefeierte Liturgie vor Ort". Die Impulse entstanden im Zusammenhang mit der Trierer Sommerakademie des Deutschen Liturgischen Instituts zum Thema "Liturgie nach Corona". Auch aus dem Kreis der Teilnehmenden flossen Anregungen ein. (cph)