Mutmaßlich antisemitisches Verhalten gegenüber jüdischem Sänger

Bischof Timmerevers verurteilt Vorfall mit Gil Ofarim in Leipzig

Veröffentlicht am 06.10.2021 um 14:46 Uhr – Lesedauer: 

Leipzig/Dresden ‐ Andere Gäste seien vorgezogen worden, später habe ein Hotel-Mitarbeiter ihn aufgefordert, seine Halskette mit dem Davidstern abzunehmen: Der Vorfall um den jüdischen Musiker Gil Ofarim sorgt für Empörung – auch Bischof Heinrich Timmerevers reagierte.

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Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers hat den mutmaßlich antisemitischen Vorfall um den jüdischen Musiker Gil Ofarim "zutiefst verurteilt". Das Oberhaupt des sächsischen Bistums Dresden-Meißen sagte am Mittwoch auf Anfrage: "Es braucht in unserer Gesellschaft ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander von Menschen, unabhängig ihrer Religion oder Weltanschauung. Dieses Ziel muss Wirklichkeit werden. Dahinter dürfen wir keinen Schritt zurückweichen."

Timmerevers versicherte der jüdischen Community seine "uneingeschränkte Solidarität". Er betonte: "Wir werden nicht zulassen, dass Unbelehrbare und geistige Brandstifter mit ihrem Hass unsere Gesellschaft vergiften. Juden und Jüdinnen sollen ihren Glauben in unserem Land offen und ohne Angst leben."

Ein über Soziale Medien verbreitetes Video von Ofarim hatte zu großer Empörung geführt. Darin sitzt der Musiker auf dem Bordstein vor dem Hotel und berichtet fassungslos, wie er vor der Rezeption zunächst in einer Schlange gestanden habe. Andere Gäste seien vorgezogen worden. Später sei er von einem Mitarbeiter des Hauses aufgefordert worden, seine Halskette mit dem Davidstern abzunehmen, um einchecken zu dürfen. In dem Video fragt Ofarim: "Wirklich?" Und endet mit den Worten: "Deutschland 2021".

Zwei Hotel-Mitarbeiter beurlaubt

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, forderte am Mittwoch in Berlin, jüdischem Leben mehr Aufmerksamkeit zu schenken und im Alltag Solidarität zu zeigen: "Es freut mich sehr, dass dies im Nachgang schon viele Menschen getan haben." Dass Ofarim den "inakzeptablen Vorgang" öffentlich gemacht habe, sei gut und wichtig. Auch unter europäischen Rabbinern löste der Vorfall Empörung aus.

Das Hotel-Management in Leipzig beurlaubte laut einer Sprecherin zwei Mitarbeiter für die Dauer der Ermittlungen. Unterdessen berichtete der MDR unter Berufung auf Polizeiangaben, dass der von Ofarim beschuldigte Hotelmitarbeiter Anzeige wegen Verleumdung gestellt habe und den Vorfall mit dem Musiker deutlich abweichend von dessen Aussagen schildere. Der Hotelangestellte habe zudem eine Anzeige wegen Bedrohung aufgrund von Reaktionen in den Sozialen Netzwerken gestellt.

In zahlreichen Reaktionen hatten Social-Media-Nutzer ihre Solidarität mit Ofarim bekundet. Am Dienstagabend gab es zudem vor dem Hotel eine Kundgebung mit nach Polizeiangaben etwa 400 Teilnehmern. (tmg/KNA)